Das Bedürfnis, etwas haben zu wollen, was man derzeit nicht haben kann, dürfte sich auch in einer Fernbeziehung bemerkbar machen. Wenn ein Partner zeitweise ein eigenständiges Leben führt, hat der andere zwangsläufig das Gefühl, dass er daran nicht wirklich teilhat. Insoweit sind Beziehungsprobleme in der Fernbeziehung nicht überraschend. Mit der richtigen Strategie sollte es aber gelingen, Ihre Beziehung so stabil zu halten, dass die Distanz nicht zur Trennung führt . Wir haben eine Reihe von Tipps für Sie zusammengetragen.
Tipp 1: Akzeptieren Sie die Gründe für Ihre Fernbeziehung
Reflektieren und akzeptieren Sie die Gründe, die den Partner oder die Partnerin veranlasst haben, Ihre Beziehung über die Distanz zu führen. Je eher Sie die Gegebenheiten akzeptieren, desto leichter fällt es Ihnen, Ihre Beziehung zu leben und zu gestalten.
Tipp 2: Seien Sie kommunikativ
Empfinden Sie Ihre Fernbeziehung als problematisch, sollten Sie Ihre Erwartungen und Empfindungen offen ansprechen. Alles, was Sie verschweigen, provoziert früher oder später Frust und Streit.
Tipp 3: Lassen Sie dem Partner Freiräume
Erwarten Sie nicht, dass der Partner oder die Partnerin in der Fernbeziehung jede Minute des Tages an Sie denkt und für Sie ansprechbar ist. Lassen Sie sich gegenseitig Freiräume.
Die Art und Weise, wie Sie mit einer Fernbeziehung umgehen, hängt sicherlich auch davon ab, aus welchen Gründen Sie überhaupt in einer Fernbeziehung leben. Meist werden es berufliche Gründe sein, die einen Partner veranlassen, fernab der gemeinsamen ehelichen Wohnung zumindest einen zweiten Wohnsitz zu begründen. Vielleicht führen Sie dann nur noch eine Wochenendehe und müssen zwangsläufig akzeptieren, dass sich der Partner für die Woche verabschiedet.
Vielleicht haben Sie sich auch irgendwo kennengelernt und sich entschieden, trotz Ihrer Beziehung den eigenen Wohnsitz beizubehalten und Ihre Lebensgemeinschaft darauf zu beschränken, dass Sie sich nach Absprache treffen.
Egal, was die Gründe sind, versuchen Sie die Gründe für Ihre Fernbeziehung als solche zu akzeptieren. Ist die Initiative von Ihrem Partner ausgegangen, sollten Sie Ihre emotionale und subjektive Beurteilung nicht in den Vordergrund stellen, wenn Ihr Partner nachvollziehbare Gründe dafür hat, in einer Fernbeziehung leben zu wollen oder gar zu müssen.
Vor allem dann, wenn es berufliche Gründe gibt, hat der Partner möglicherweise gar keine andere Wahl, als sein Leben zumindest auf eine absehbare Zeit am Ort seines entfernten Arbeitplatzes zu verbringen. Sehen Sie diesen Ansatz kritisch, sollten Sie über mögliche Alternativen nachdenken. Vielleicht gibt es gar keine Alternative als die, die der Partner gewählt hat. Wenn er oder sie dann keine andere Wahl hat, ist es unfair, daraus einen Vorwurf zu konstruieren und Ihre Beziehung einer Belastungsprobe auszusetzen.
Ihre Akzeptanz der Gründe beruhigt die Seele. Sie brauchen sich dann nicht mehr Gedanken darüber zu machen, ob es gut und richtig ist, dass Sie fernab voneinander leben. Haben Sie die Gegebenheiten akzeptiert, hat Ihre Beziehung auch als Fernbeziehung eine Grundlage, auf der Sie denken, handeln und fühlen. Sobald Sie anfangen, über die Gründe Ihrer Fernbeziehung nachzudenken und darüber nachdenken, ob die Beziehung über die Ferne Sinn macht, stellen Sie Ihre Beziehung in Frage. Sie merken dann vielleicht gar nicht, wenn sich daraus Probleme entwickeln. Sie produzieren Schwierigkeiten, die Sie nicht hätten, wenn Sie die Prämisse klargestellt hätten.
Insoweit empfiehlt sich, auch mit dem Partner oder der Partnerin, der fernab Ihrer eigenen Wohnung lebt, klarzustellen, dass die Fernbeziehung trotzdem eine Beziehung ist, die Sie und Ihr Partner sich wünschen. Wenn jeder bereit ist, die Fernbeziehung zu akzeptieren, entschärfen Sie viele Ansätze, unter denen Beziehungsprobleme entstehen könnten.
Es dürfte einen Unterschied machen, ob Ihre Fernbeziehung vorübergehender Natur oder auf Dauer angelegt ist. Ist sie vorübergehender Natur, wird sich vieles in Luft auflösen, was Sie derzeit als belastend empfinden. Ist Ihre Fernbeziehung hingegen auf Dauer angelegt, weil der Partner oder die Partnerin auf unabsehbare Zeit dort verbleiben wird, wo er derzeit ist, werden Sie sich früher oder später der Frage stellen müssen, ob Sie hinterherziehen oder die Fernbeziehung auf Dauer tatsächlich aufrechterhalten können.
Eine Beziehung über die Ferne, die sich auf unabsehbare Zeit hinzieht, stellt sicherlich andere Anforderungen als eine Beziehung, in der Sie sich täglich sehen. Die Frage, wie lange man eine Fernbeziehung führen kann, lässt sich nur beantworten, wenn Sie Ihre persönlichen Gegebenheiten zur Grundlage Ihrer Antwort machen.
Seien Sie realistisch. Möglicherweise ist Ihre Fernbeziehung eine Trennung auf Zeit und stellt nur eine Beziehungspause dar. Vielleicht haben Sie festgestellt, dass Ihre Beziehung in einer Sackgasse gelandet ist und sich in gegenseitiger Absprache entschieden, zumindest getrennte Wohnsitze zu unterhalten.
Eine Beziehungspause kann jedenfalls eine Chance darstellen, Ihre Partnerschaft neu zu beleben, wenn Sie denn feststellen, dass Sie einander vermissen und noch Gefühle für einander vorhanden sind. Verspüren Sie hingegen nur Erleichterung, wenn Sie alleine leben, sollten Sie Ihre Beziehung insgesamt in Frage stellen. Dann könnte die Fernbeziehung der Schritt in die Trennungsphase sein.
Diese Checkliste zeigt Ihnen Gründe auf, die für und gegen eine Trennung sprechen.
Es liegt eigentlich auf der Hand, dass Fernbeziehungen häufig scheitern. Eine Beziehung lebt davon, dass man sich sieht, am Leben und am Alltag des Partners Anteil hat, miteinander spricht, sich in die Augen sehen kann und meist weiß oder wissen sollte, was der Partner gerade tut. In einer Fernbeziehung ist all dies schwierig. Auch wenn Sie miteinander telefonieren oder skypen, stehen Sie irgendwie vor der Tür. Ihr Austausch beschränkt sich auf Wort und Bild. Oft ist das schlicht zu wenig. Hat dann ein Partner das Gefühl, der andere geht eigene Wege, schleicht sich oft Misstrauen ein. Aus Misstrauen erwächst schnell Verdacht. Und aus Verdacht erwachsen Vorwürfe. Schaffen Sie es dann nicht, Misstrauen, Verdacht und Vorwürfe zu entschärfen, scheitert die Beziehung.
Partnerschaft und Beziehung leben von der Kommunikation. Oft bringen Menschen ihre Bedürfnisse und Erwartungen nicht oder nur undeutlich zum Ausdruck. Oder sie trauen sich nicht, dem Partner zu offenbaren, woran es gerade hakt. Sie riskieren, dass sich Frust aufbaut, der sich dann irgendwann in einer Auseinandersetzung entlädt. Oft braucht es dafür nur einen Funken.
Je mehr Sie Probleme dieser Art ansprechen, desto größer ist Ihre Chance, dass allein die Kommunikation Probleme gar nicht erst entstehen lässt oder entstandene Problem aus dem Weg räumt. Im Idealfall versteht Ihr Partner , was Ihnen am Herzen liegt. Das gleiche gilt natürlich umgekehrt . Auch Sie sollten versuchen zu erkennen, dass der Partner Probleme hat, Vorbehalte hegt oder Schwierigkeiten hat, seine Bedürfnisse und Erwartungen angemessen zu kommunizieren.
Vermeiden Sie ein Eigenleben zu entwickeln, an denen der Partner oder die Partnerin keinen Anteil mehr hat. Ein Partner, der am Leben des anderen nicht teilhat oder das Gefühl hat, nicht teilzuhaben, fühlt sich außen vor und tut sich schwer, eine gemeinsame Kommunikationsbasis zu finden. Sie riskieren, dass Sie immer mehr nebeneinander her leben und irgendwann feststellen, dass Sie sich kaum noch etwas zu sagen haben. Unterschätzen Sie also nicht die Leidensfähigkeit des anderen. Glauben Sie nicht, es gehe alles weiter wie gewohnt. Eine Fernbeziehung stellt nun einmal gewisse Anforderungen.
Genau genommen lebt eine Beziehung davon, dass sich die Partner möglichst oft sehen. Wie oft Sie sich in einer Fernbeziehung sehen sollten, hängt natürlich davon ab, wie die Entfernung zwischen ihren Wohnsitzen ist. Je weiter entfernt voneinander Sie leben und wohnen, desto schwieriger wird es, gemeinsame Zeit miteinander zu verbringen. Zwangsläufig beschränkt sich Ihre Kommunikation auf das Telefon, WhatsApp oder Skype.
Ein Ausweg könne darin bestehen, dass Sie mindestens Ihre Urlaube aufeinander abstimmen und die Urlaubszeit gemeinsam verbringen. Wenn es gelingt, ein Wochenende im Monat oder bestenfalls jedes Wochenende miteinander zu verbringen, sollten Sie Ihre Beziehungsprobleme in der Fernbeziehung begrenzen können. Ansonsten gilt: so oft wie nötig und so oft wie möglich.
Aus einer anderen Richtung betrachtet, könnten Sie Ihre Fernbeziehung auch als Chance bewerten. Wenn Sie sich darauf freuen, den Partner bzw. die Partnerin wieder zu sehen, könnten Sie die gemeinsame Zeit wie eine Festivität gestalten. Vielleicht genießen Sie es, wenn Sie in der Woche Ihren eigenen Interessen nachgehen können und dann, wenn Sie sich treffen, das tun, was Sie verbindet und Ihnen gemeinsam Freude macht. Möglicherweise macht genau dieser Ansatz den Reiz Ihrer Beziehung aus. Vielleicht ist die Fernbeziehung auch nur vorübergehender Natur. Dann könnte es durchaus attraktiv erscheinen, wenn Sie wissen, dass Sie heute noch tun und lassen können, was Sie wollen, morgen aber Ihr Leben wieder auf den Partner oder die Partnerin ausrichten werden. Wenn Sie sich in dieser Zeit nicht auseinanderdividieren lassen, könnte Ihre Beziehung sogar noch gefestigter daraus hervorgehen, als wenn Sie vom ersten Tag Ihrer Ehe an alles gemeinsam getan und unterlassen hätten. Natürlich gehört dazu auch das notwendige Vertrauen, dass ein Partner die Gunst des anderen nicht missbraucht und seine Freiräume in einer Weise nutzt, die einer ehelichen Lebensgemeinschaft abträglich ist.
Trotz alledem sollten Sie nicht außer Betracht lassen, dass jeder Partner auch gewisse Freiräume benötigt, die er allein oder nach eigenem Ermessen ohne den anderen verbringt. Wer tagtäglich zusammensitzt, entwickelt schnell das Bedürfnis, aus einer zu engen Beziehung auszubrechen und eigene Wege gehen zu wollen. Auch in einer Fernbeziehung sollten Sie dieses Bedürfnis respektieren.
Erwarten Sie also nicht, dass sich der Partner ausschließlich und allein auf Ihre Person konzentriert, den Feierabend allein in der Wohnung verbringt und an nichts anderes denkt, als dass er zu Ihnen zurückkehrt. Gestehen Sie dem Partner zu, dass er beispielsweise Freizeitaktivitäten wahrnimmt, an Gesellschaften teilnimmt, Freunde hat und nicht rund um die Uhr für Sie ansprechbar ist.
Haben Sie die Einschätzung, dass Ihre Fernbeziehung keine Perspektive hat, sollten Sie früher oder später eine Entscheidung treffen. Sind Sie erst einmal frustriert, fühlen Sie sich irgendwann auch hilflos. Sie sind immer weniger füreinander dar. Stattdessen konzentrieren Sie sich wahrscheinlich auf Ihr eigenes Leben und blenden das Leben des Partners oder der Partnerin immer mehr aus. Sie stehen jetzt am Scheideweg.
Entweder engagieren Sie sich jetzt, vielleicht ein letztes Mal, für Ihre Beziehung und investieren Zeit und Mühe, um Ihrer Beziehungsprobleme aus dem Weg zu räumen. Oder Sie erkennen die Gegebenheiten, so wie sie sind, an und beenden Ihre Beziehung. Die alte Lebensweisheit „Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende“ hilft, eine Entscheidung zu treffen.
Den ultimativen Ratschlag gibt es nicht. Ihr Problem trifft zwar viele Paare, ist aber trotzdem individuell. Auf jeden Fall ist es gut, wenn Sie sich der Gegebenheiten bewusst sind und sich konstruktiv, möglichst im Zusammenwirken mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin, Gedanken darüber machen, wie Sie eventuell entstehende Beziehungsprobleme in Ihrer Fernbeziehung bewältigen. Je früher Sie damit anfangen, desto größer ist die Chance, dass Ihre Beziehung eine Perspektive hat.
Geschrieben von: iurFRIEND-Redaktion