„Ausgerechnet ihr habt euch getrennt?“. So oder ähnlich äußern sich Freunde, wenn Ehepaare ihre Trennung offenbaren. Freunde zeigen sich oft völlig überrascht und fühlen sich in ihrer Einschätzung enttäuscht, Sie hätten doch eine Musterehe geführt. Möchten Sie Ihre Trennung gestalten, sollten Sie Freunde und soziales Umfeld vor der Trennung einschätzen, damit Sie auch nach der Trennung noch Freunde haben und Ihr soziales Umfeld bewahren. Vielleicht können Ihnen die Erfahrungen Dritter helfen, sich auf Ihre Trennung konstruktiv vorzubereiten.
Tipp 1: Erwarten Sie keine direkte Parteiergreifung
Ob ein Freund ein guter Freund ist, erweist sich oft erst dann, wenn es wirklich drauf ankommt. Trennen Sie sich von Ihrem Ehepartner, sollten Sie nicht unbedingt erwarten, dass Ihre gemeinsamen Freunde Position beziehen und einem der Ehepartner die Freundschaft kündigen.
Tipp 2: Konstruktive Unterstützung ist wichtig
Wenn Sie konstruktive Unterstützung benötigen, sollten Sie wissen, welche Personen dafür infrage kommen. Auch macht es wenig Sinn, mit jeder Person über Ihre Trennung sprechen zu wollen. Suchen Sie sich gezielt Vertrauenspersonen.
Tipp 3: Überlegen Sie, ob Sie sich Ihren Eltern anvertrauen können
Ob Sie Ihre Eltern ins Vertrauen ziehen, müssen Sie selbst entscheiden. Das Problem dabei ist, dass für die Eltern oft eine Welt zusammen bricht und die Trennung zum Anlass genommen wird, um über den vermeintlich bösen Partner herzuziehen und ihn oder sie für die Trennung verantwortlich zu machen.
Eine Trennung ändert vieles in Ihrem Leben, oft fast alles. Ob Ihre Freunde wirklich Freunde sind zeigt sich, wenn diese auch noch in Ihrem Leben nach der Trennung bleiben. Sie bewahren Ihr seelisches Gleichgewicht leichter, wenn Sie sich bereits vor der Trennung Gedanken machen, wie es mit Ihren Freunden und Ihrem sozialen Umfeld nach der Trennung weitergeht. Gute Freunde und ein zuverlässiges soziales Umfeld tragen dazu bei, Liebeskummer und Trennungsschmerz zu überwinden und die Trennung zu verarbeiten. Vor allem vermeiden Sie das Gefühl „Ich bin einsam, verlassen, allein und sehe keine Perspektiven“.
Diese Checkliste gibt Ihnen einen Überblick, wo und bei wem Sie nach einer Trennung Hilfe bekommen.
Freundschaften sind etwas sehr Persönliches. Ein guter Freund zeichnet sich dadurch aus, dass er oder sie Ansprechpartner in schwierigen Lebenslagen ist, Verständnis äußert, konstruktiv an Ihrem Leben teilhat und auch dann an Ihrer Seite steht, wenn andere Bekannte angesichts Ihrer Schwierigkeiten und Lebenskrise das Weite suchen. Gemeinsame Freunde, die die Freundschaft zu beiden Ehepartnern pflegen, gibt es eher selten. Grund ist, dass die persönliche Beziehung eines Freundes zu einem Ehepartner oft überwiegt und sich als stärker erweist, wenn Sie sich von Ihrem Partner trennen. Der Freund ergreift dann Partei für einen Ehepartner. Zwangsläufig schränkt er oder sie seine freundschaftliche Beziehung zum anderen Partner ein.
Mit Freundschaften verbinden sich immer Erwartungen. Sie sollten Freundschaften aber immer von der menschlichen Seite betrachten. Glauben Sie also nicht, dass eine Freundschaft für die Ewigkeit besteht. Schließlich trennen Sie sich gerade von Ihrem möglicherweise allerbesten Freund, nämlich Ihrem Ehepartner oder Ihrer Ehepartnerin. Wir erklären, wie das zu verstehen ist.
Praxisbeispiel:
Stellen Sie sich folgenden Fall aus dem Lebensalltag vor, der sich auch vor Gericht genau so abgespielt hat: Ein Ehepaar beschließt, in eine neue Wohnung umzuziehen. Genau am Tag des Einzugs erklärt Partner 1, dass er nicht in die neue Wohnung einziehen werde. Er habe einen neuen Partner kennengelernt und werde in dessen Wohnung einziehen. Er/sie überlasse es Partner 2, die neue Wohnung zu beziehen oder sich sonst wie zu entscheiden. Außerdem erwartet er, dass Partner 2 die Kosten ersetzt, die er in die Gestaltung der neuen Wohnung investiert habe. Partner 1 steigert sich noch dahingehend, dass er den Kostenaufwand gegenüber Partner 2 bei Gericht einklagt. Partner 2 verweigert den Kostenersatz, da er den Umzug nur akzeptiert hatte, weil Partner 1 die Kosten übernehmen wollte und er kein direktes Interesse an den Investitionen in der neuen Wohnung hatte.
Ein Bekannter, der mit dem Ehepaar und insbesondere mit Partner 1 befreundet ist, hat die Situation begleitet und ist bestürzt, dass es zu dieser Entwicklung gekommen ist. Partner 2 bittet den gemeinsamen Freund, in der mündlichen Verhandlung vor Gericht auszusagen und zu bestätigen, wie die Dinge abgelaufen sind. Der gemeinsame Freund muss sich jetzt überlegen, welcher Seite er beisteht. Er könnte den Standpunkt einnehmen, er wisse von nichts und verhielte sich insoweit neutral.
Sagt er aber so aus, wie die Dinge wirklich gelaufen sind, verliert er die Freundschaft zu Partner 1. Zwar bekräftigt er mit seiner wahrheitsgemäßen Aussage die Freundschaft zu Partner 2, hat aber an dieser Freundschaft nicht genau das Interesse, das er mit der Freundschaft zu Partner 1 verbunden hatte. Ein guter, ehrlicher, neutraler und gerechter Freund wird sich jetzt so verhalten, dass er die Dinge nicht beschönigt, vor Gericht die Wahrheit sagt und letztlich wohl oder übel akzeptieren muss, dass er damit die Freundschaft zu Partner 1 zerstört.
Müsste der ehemals gemeinsame Freund jetzt ein schlechtes Gewissen haben, weil er die Freundschaft zu Partner 1 aus Sicht des Partners 1 „verraten“ hat? Nein, muss er nicht. Hätte Partner 1 sich loyal und anständig gegenüber seinem Ehepartner verhalten, hätte er den gemeinsamen Freund gar nicht erst diese Situation gebracht. Insbesondere kann er nicht erwarten, dass der gemeinsame Freund die Gegebenheiten verschweigt und den Partner 2 sehenden Auges einer Situation aussetzt, die er oder sie nicht verdient hat. Besonders leidvoll wäre die Situation dann, wenn Partner 1 den Ehepartner mit gemeinsamen Kindern zurückgelassen hätte, ohne Verantwortung dafür zu zeigen, dass er den Umzug mit veranlasst hat und die Verantwortung für die Familie mit Füßen tritt.
Trennen Sie sich, erwarten Sie verständlicherweise von Ihren Freunden Unterstützung und Empathie. Der Freund und die Freundin möge sich eindeutig positionieren, allein den Partner dafür verantwortlich machen, dass die Ehe gescheitert ist. Am besten wäre, wenn der Freund oder die Freundin die Freundschaft mit Ihrem Ehepartner sofort kündigt. Das Problem dabei ist, dass in vielen Ehen die Freundeskreise verschmolzen sind. Mein Freund ist der Freund des Partners und seine/ihre Freunde sind auch meine Freunde.
Versuchen Sie jetzt bloß nicht, alle diese Freunde auf Ihre Seite ziehen zu wollen. Jeder hat seine eigene Sichtweise darauf, wie Ihre Ehe verlaufen ist. Männer werden eher zu Männern halten, Frauen eher zu Frauen. Sie stellen sich besser, wenn Sie die Freundschaft nicht unbedingt auf die Probe stellen und erwarten, dass der Freund oder die Freundin Stellung bezieht. Gerade dann, wenn Sie lange Jahre gemeinsam miteinander verbracht haben, vielleicht zusammen in den Urlaub gefahren sind, im gleichen Verein engagiert sind oder sich gegenseitig immer wieder geholfen haben, sollten Sie eine solche unverbrüchliche Allianz nicht gefährden, nur weil Sie sich von Ihrem Ehepartner trennen.
Frieden kannst du nur haben, wenn du ihn gibst.
Dabei spricht nichts dagegen, wenn Sie den Freund oder die Freundin dazu benutzen, um sich dort auszuheulen und sich bestätigen lassen, dass Sie wahrscheinlich Recht haben und der Partner Fehler gemacht habe. Sie sollten aber auch anerkennen, dass eine solche Positionierung nicht unbedingt neutral ist und eher dazu dient, Sie zu beschwichtigen und zu trösten. Trotzdem kann es guttun, einen Freund oder eine Freundin zu haben, an dessen Schulter man sich erst mal ausweinen kann. Um den Trennungsschmerz zu überwinden, ist dieser Ansatz zumindest ein guter Weg.
Ihre Trennung ist eine ausgesprochen persönliche Angelegenheit. Haben Sie viele Freunde und einen großen Familienkreis, dürfte es zunächst nicht unbedingt zuträglich sein, wenn Sie jede Person, sofort über Ihre Trennung informieren. Sie sollten sich genau überlegen, wen Sie aus Ihrem sozialen Umfeld ins Vertrauen ziehen und wem Sie sich offenbaren wollen. Eine Trennung ist immer eine oft revolutionäre Neuigkeit, die im sozialen Umfeld Klatsch und Tratsch auslöst, Gerüchte verursacht und gut gemeinte, aber meist wenig konstruktive Ratschläge nach sich zieht. Wenn Sie also konstruktive Unterstützung benötigen, sollten Sie wissen, welche Personen dafür infrage kommen. Auch macht es wenig Sinn, mit jeder Person über Ihre Trennung sprechen zu wollen. Trennung ist ein Thema, zu dem jeder etwas zu sagen hat. Ob Ihnen damit geholfen ist, darf bezweifelt werden.
Um sich selbst zu schützen, sollten Sie allenfalls eine Handvoll Freunde oder Angehörige ins Vertrauen ziehen. Natürlich sind das diejenigen Personen, zu denen Sie bislang auch bereits engen Kontakt hatten. Auch wenn eine Person aus Ihrem sozialen Umfeld Ihre Stimmungsschwankungen erkannt hat, werden Sie auf absehbare Zeit kaum vermeiden können, dass Sie auf Ihre Probleme angesprochen werden und Sie sich offenbaren müssen.
Ob Sie Ihre Mutter und Ihren Vater ins Vertrauen ziehen, müssen Sie selbst entscheiden. Das Problem dabei ist, dass für die Eltern oft eine Welt zusammenzustürzen scheint und die Trennung zum Anlass genommen wird, um über den vermeintlich bösen Partner herzuziehen und ihn oder sie für die Trennung verantwortlich zu machen. Dass Ihnen mit derartigen Kommentierungen nicht geholfen ist, wird Ihnen spätestens dann klar, wenn Sie derartige Einschätzungen nicht mehr hören können.
Genauso wenig sollten Sie sich darauf einlassen, selbst über Ihren Partner herzuziehen, intime Details aus Ihrem ehelichen Leben zu offenbaren und hoffen, die Eltern, Geschwister oder sonstige Angehörige werden Ihnen bedingungslos beipflichten. Es nutzt auch nichts, wenn Sie mit Personen sprechen, die nur das sagen, was Sie selbst hören wollen, nur weil sie höflich bleiben und Sie nicht verletzen wollen. Eine konstruktive Auseinandersetzung ist das jedenfalls nicht.
Die größte Ehre, die man einem Menschen antun kann, ist die, dass man zu ihm Vertrauen hat.
Wenn Sie sich also einer Person anvertrauen, sollte dies eine Person sein, die nicht bedingungslos Ihre Partei ergreift, sondern möglichst ihre Objektivität und Fairness auch gegenüber dem Partner bewahrt und Ihnen bestenfalls hilft, den Kontakt zur Realität zu bewahren. Konstruktiv ist es, wenn es gelingt, Ihre Gefühlswelt zu relativieren und Ihre vielleicht aufsteigende Wut, Enttäuschung, Rache auf ein erträgliches Maß zurückzuführen. Je früher Sie Ihre emotionale Seite unter Kontrolle haben, desto vernünftiger werden Sie Ihre Trennung bewerkstelligen und sich auf die Zeit danach einstellen können.
Auch für Ihre Geschwister, Ihren Schwager und Ihre Schwägerin kann Ihre Trennung eine Belastung darstellen. Auch hier sollten Sie nicht davon ausgehen, dass diese Personen bedingungslos Partei für Sie ergreifen. Genauso wenig sollten Sie von vornherein die Befürchtung haben, dass Ihr Schwager und Ihre Schwägerin Sie zu ihrem Feindbild erklären und sich von Ihnen abwenden. Im Idealfall verhalten sich diese Angehörigen neutral. Ihr Ehepartner, von dem Sie sich trennen, bleibt auch nach der Trennung mit Ihren Geschwistern verschwägert. Vielleicht haben Sie Jahre oder Jahrzehnte Zeit miteinander verbracht und teilen viele Erinnerungen. Idealerweise führen Sie diese Beziehung fort. Vermeiden Sie also, diese Angehörigen in Ihre Trennungsprobleme einzubeziehen und erwarten Sie nicht, dass diese Partei ergreifen. Geben Sie diesen Angehörigen also auch die Möglichkeit, sich neutral zu verhalten. Ob dies gelingt, steht auf einem anderen Blatt.
Vielleicht sind Sie in der glücklichen Lage, dass Sie für Ihren Ehepartner zwar nichts Großartiges mehr empfinden und die Trennung wünschen, dennoch aber eine Chance sehen, die Freundschaft zu Ihrem Ehepartner auch nach der Trennung aufrechtzuerhalten. Dazu kommt es entscheidend darauf an, wie Sie sich gegenübertreten und mit welcher Wertschätzung Sie den Partner betrachten. Wenn es Ihnen gelingt, Ihre vielleicht bestehende emotionale Enttäuschung, Ihre Wut oder vielleicht auch Rachegefühle in den Griff zu bekommen, sollten Sie alles daransetzen, früher oder später in ein ruhiges Fahrwasser zu kommen.
Vermeiden Sie möglichst, dass Gespräche eskalieren, hüten Sie sich vor völlig überzogenen und rechtlich unbegründeten Forderungen. Betrachten Sie Forderungen, die an Sie herangetragen werden, konstruktiv und im rechtlichen Rahmen. Ob dies gelingt, steht auf einem anderen Blatt. Was wir damit sagen wollen, ist folgendes: Sie haben Ihren Ehepartner irgendwann geheiratet. Sie hatten Gefühle füreinander. Sie hatten hoffentlich eine schöne Zeit miteinander. Sie teilen eine Vielzahl von Erinnerungen. Vielleicht haben Sie gemeinsame Kinder. Es wäre doch wirklich schade, wenn Sie all dies im Streit hinter sich lassen. Es könnte doch eine gute Basis darstellen, wenn Sie auch in Zukunft miteinander Kontakt halten, sich gegenseitig beistehen und, wenn Sie Kinder haben, die Verantwortung für Ihre Kinder gemeinsam wahrnehmen. Wenn Sie Ihren Partner also dann als Ihren besten Freund betrachten, sollte die Trennung auf einer ganz anderen Ebene ablaufen und Ihnen Perspektiven schaffen, die Ihnen den Start in ein eigenes Leben erleichtern. Zumindest sollten Sie diesen Weg ernsthaft in Betracht ziehen.
Expertentipp: Gelingt es, diesen Weg zu gehen, steht die Tür für eine einvernehmliche Scheidung offen. Es genügt dann, wenn ein Ehepartner den Scheidungsantrag stellt und dazu einen Rechtsanwalt beauftragt. Der Partner stimmt dem Scheidungsantrag lediglich zu. Dafür benötigt er keinen Rechtsanwalt. Sie bezahlen nur die Gerichtsgebühren für das Scheidungsverfahren und die Gebühren für diesen einzigen Rechtsanwalt. Sie erreichen damit, dass Sie Ihre Scheidung so kostengünstig, zügig und emotionsbefreit wie möglich durchführen können. Eventuelle Scheidungsfolgen regeln Sie außergerichtlich in einer Trennungs- und Scheidungsfolgenvereinbarung. Die Alternative wäre die streitige Scheidung, für die Sie erhebliche Gebühren für Gericht und die beiden dann notwendigerweise beteiligten Rechtsanwälte sowie viel Zeit und gute Nerven investieren müssen.
Ihre Trennung führt Sie in eine Situation, in der Sie jemanden brauchen, dem Sie sich anvertrauen können, ohne dass Sie unangenehme Fragen beantworten müssen oder sich Vorwürfe anhören müssen. Zugleich brauchen Sie aber auch eine Person, die in der Lage ist, die Tatsache Ihrer Trennung zu analysieren und Ihnen hilft, Ihren Weg zu gehen.
Geschrieben von: Volker Beeden