Alle Ratgeber
 

Paarthe­ra­pie und Paar­be­ra­tung

Bild: Paartherapie und Paarberatung

Wel­che An­sät­ze hel­fen, mei­ne Part­ner­schaft neu zu be­le­ben?

Sie können Paartherapie als Eheberatung, Sexualberatung, Lebensberatung oder, wenn Sie so wollen, auch als Therapie verstehen. Im Ergebnis geht es darum, festzustellen, ob Ihre Beziehung noch eine Zukunft hat. Sollten Perspektiven bestehen, zeigt die Paartherapie auf, was die Ursachen für Ihre Eheprobleme sind und welche Ansätze in Betracht kommen, um Ihre Beziehung zu retten, neu zu beleben und fortzuführen.

Kur­ze Zu­sam­men­fas­sung

  • Jede menschliche Beziehung ist früher oder später konfliktbelastet. Diese Tatsache betrifft auch die Ehe. Doch nicht jeder Konflikt rechtfertigt die Trennung.
  • Eine Paartherapie, oder besser Paarberatung, versucht aufzuzeigen, worin die Ursachen Ihrer partnerschaftlichen Probleme liegen. Verstehen Sie die Paarberatung als Ansatz, Ihre Gefühle und Gedanken zu ordnen und daraus die richtigen Erkenntnisse zu ziehen.
  • Ein Paartherapeut moderiert das Gespräch mit Ihrem Ehepartner. Er verhindert, dass Ihr Gespräch wie zu Hause in Streit ausartet, und zeigt Ihnen Lösungswege auf, wie Sie Ihre Konflikte bereinigen und Ihrer Beziehung im Idealfall eine Zukunft geben.
Test: Bleiben oder trennen?

Prak­ti­sche Tipps für Sie

Tipp 1: Lassen Sie sich bei der Trennung helfen
Erweist sich Ihre Trennung tatsächlich als unausweichlich, kann der Paartherapeut helfen, die Ursachen Ihrer Konflikte zu erkennen und Sie auf eine einvernehmliche und friedliche Trennung vorzubereiten.

Tipp 2: Denken Sie an Ihren Neuanfang
Wenn Sie an Trennung denken, müssen Sie auch stets überlegen, was kommt danach? Die Probleme, die Ihre Ehe mit Konflikten belasten, bestehen möglicherweise auch nach der Trennung fort.

Tipp 3: Geben Sie sich eine Chance
Nicht jede Aussage eines Partners, er möchte sich bedingungslos trennen, ist der Weisheit letzter Schluss. Wenn sich ein Partner zu einer Paartherapie bereit erklärt, tut er das meist nur, weil er der Ehe doch noch irgendwie eine Chance einräumt und insgeheim die Hoffnung hegt, es könne sich alles zum Besseren ändern.

Wo­von ge­hen wir aus, wenn wir über Paarthe­ra­pie spre­chen wol­len?

Bestenfalls war Ihre Partnerschaft anfangs leidenschaftlich, innig und verständnisvoll. Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. Dass dieser Zauber nicht auf alle Ewigkeit Bestand hat, liegt in der Natur unserer Existenz. Nicht umsonst haben Sie einander versprochen, in guten wie in schlechten Zeiten zusammenzustehen und füreinander da zu sein. Was ein solches Versprechen bedeutet, zeigt sich meist aber erst dann, wenn es darauf ankommt und die Zeiten schlechter werden. Die ideale Partnerschaft gibt es nur im Film. Im Leben stellen sich schnell Herausforderungen ein, die die Partnerschaft immer wieder auf die Probe stellen. Wie Sie dann damit umgehen, hängt von Ihrer Persönlichkeit, Ihrer familiären Entwicklung, Ihrer Fähigkeit zu kommunizieren und dem Verständnis für Ihren Partner ab. Wenn Sie dann irgendwann den Punkt erreichen, wo Sie glauben, nur die Trennung vom Partner löse Ihre Probleme, sollten Sie tatsächlich über eine Paartherapie nachdenken.

Gut zu wissen: Möchten Sie eine neue Beziehung eingehen, kommen Sie möglicherweise schnell wieder an den Punkt, an dem Sie sich zuvor von Ihrem früheren Partner getrennt haben. Besser ist, Sie arbeiten Ihre Probleme irgendwie auf.

Un­ter wel­chen Vor­aus­set­zun­gen kommt ei­ne Paarthe­ra­pie für uns in­fra­ge?

Eine Beratung hat nur Aussichten auf Erfolg, wenn Sie bereit sind, eine dritte, Ihnen meist fremde Person in Ihre partnerschaftlichen Probleme einzubeziehen und im Beisein Ihres Ehepartners darüber zu sprechen. Sie müssen akzeptieren, dass eine konfliktbelastende Partnerschaft nicht ausschließlich auf die Schuld nur eines Partners zurückzuführen ist. So gut wie immer, tragen beide Verantwortung dafür, dass eine Partnerschaft funktioniert oder eben nicht mehr richtig funktioniert. Sie dürfen nicht erwarten, dass der Paartherapeut Ihre Probleme löst oder als Schiedsrichter in Erscheinung tritt. Vielmehr ist der Therapeut nur Moderator und begleitet Sie auf dem Weg, Ihre ehelichen Probleme zu analysieren und hilft Ihnen, Lösungen zu suchen und zu finden.

Ist Paarthe­ra­pie ein er­folg­ver­spre­chen­der Lö­sungs­weg?

Die Frage ist schwierig zu beantworten. Grund ist, dass sich viele Paare erst relativ spät dafür entscheiden, professionelle Hilfe zu suchen. Oft ist dann tatsächlich zu spät. Daraus lässt sich aber nicht der Rückschluss ziehen, eine Paartherapie sei nur eine Scheintherapie und ändere ohnehin nichts. Erfahrungsgemäß ist es so, dass mindestens 90 % der Paare, die sich in einer partnerschaftlichen Krise befinden oder scheiden lassen, keine Paarberatung oder Paartherapie in Anspruch nehmen. Allerdings erfahren zwei Drittel derjenigen Paare, die sich für eine Paartherapie entscheiden, eine Besserung Ihrer ehelichen Verhältnisse. Nach unbestätigten Statistiken soll sich bei jedem zweiten Paar die Beziehung nach 15 Sitzungen gebessert haben. 15 % der Paare trennten sich trotz Therapie, bekundeten jedoch, dass Ihre Trennung friedlicher verlaufen sei, als sie ohne Paartherapie verlaufen wäre. 80 % der in einer Umfrage befragten Paare gaben an, vor der Beratung unter körperlichen Beschwerden gelitten haben. Danach waren es nur noch ca. 20 %. Vor allem helfe Paartherapie, Angststörungen, Depressionen oder Suchtkrankheiten entgegenzuwirken oder zu lindern.

Suche nicht nach Fehlern, suche nach Lösungen.

Henry Ford (1863 - 1947)

Aber egal wie es ist: Die Paartherapie ist auf jeden Fall ein vielversprechender Ansatz, um Ihre ehelichen Schwierigkeiten auf den Prüfstand zu stellen und Ihnen Wege aufzuzeigen, die Ihre Ehe neu beleben können. Wenn Sie die Paarberatung insoweit als Chance verstehen, sollten Sie das Angebot nutzen.

Ist die Tren­nung vom Part­ner im­mer der Weis­heit letz­ter Schluss?

Jede Beziehung gerät irgendwann in die Krise. Das Leben stellt oft höchste Anforderungen, die der Mensch seelisch und körperlich verkraften muss. Gerade in unserem Zeitalter, in dem eine Heirat allein aus wirtschaftlichen oder gesellschaftlichen Gründen nicht mehr erforderlich ist und viele Menschen die Möglichkeit haben, sich im Beruf selbst zu verwirklichen, ist eine partnerschaftliche Beziehung immer eine Herausforderung.

Es zeugt nicht von menschlicher Stärke, vor jeder Herausforderung gleich zu kapitulieren. Eine solche Herausforderung ist beispielsweise, wenn sich junge Eltern von der Zeit ihres trauten Zusammenlebens verabschieden müssen und ihr erstes Kind bekommen. Ein Baby bedeutet eine starke finanzielle Belastung, Zeitdruck, Schlafmangel, ständiges Angespannt sein, oft auch vermindertes oder nicht mehr auslebbares sexuelles Verlangen. Wer in dieser Situation das partnerschaftliche Verhältnis anzweifelt und an Trennung denkt, hat möglicherweise nicht gelernt, im Leben grundsätzlich mit Schwierigkeiten umzugehen. Oft geht es dabei nicht wirklich um die Trennung vom Partner. Vielmehr geht es darum, der eigenen Schwäche Raum zu geben und sich dem Glauben hinzugeben, die Trennung führe aus diesem Dilemma heraus. Eine Paartherapie kann in dieser Situation durchaus Kraft und Hilfe sein.

Mit wel­chen Me­tho­den ar­bei­tet ein Paarthe­ra­peut?

Es ist Aufgabe des Paartherapeuten, zu ergründen und zu verstehen, warum Sie eine Paartherapie in Anspruch nehmen und worin Ihre Probleme liegen. Insoweit gibt es eine ganze Reihe von Ansätzen, mit denen der Therapeut bestimmte Ziele verfolgt.

Verhaltenstherapie

Der Therapeut versucht, Handlungsmuster in Ihrer Beziehung ausfindig zu machen, die Ihr Eheleben belasten.

Beispiel: Sie nutzen jede Gelegenheit, sich mit Ihren Freunden zu treffen und Unmengen von Alkohol zu konsumieren. Ihr Partner befürchtet, dass Sie dem Alkoholismus verfallen.

Beispiel: Sie fühlen sich nach der Geburt Ihres Kindes allein gelassen. In Ihrer Hilflosigkeit suchen Sie trotzdem Stärke zu zeigen. Sie verweigern dem Partner den Zugang zum Kind. Ihr Machtspiel ermöglicht es, dass Sie sich in der eigenen Hilflosigkeit stark fühlen und geben dem Partner zugleich das Gefühl, er sei schwach.

Beispiel: Sie legen, um eigene Schwächen und Unzulänglichkeiten zu überdecken, immer wieder Vorwürfe auf den Tisch, die aus der Vergangenheit stammen und eigentlich vergessen sein sollten. Werfen Sie dem Partner vor, dass er Sie nur wegen Ihres Geldes geheiratet habe, glauben Sie, mit der Schuldzuweisung an den Partner den aktuellen Konflikten Ihrer Partnerschaft besser entgegentreten zu können und merken nicht, dass Sie Ihre Partnerschaft noch mehr in der Enge treiben.

Wir Athener betrachten Beratungen nicht als Hindernisse auf dem Weg des Handelns, sondern wir halten sie für notwendige Voraussetzungen weisen Handelns.

Perikles (500 - 429 v. Chr.)

Tiefenpsychologischer Ansatz

Hierbei geht es darum, Konflikte aus Ihren früheren kindlichen Entwicklungsphasen in Ihrer Persönlichkeit herauszufinden, die Sie nicht verarbeitet und meist verdrängt haben.

Beispiel: Sie wurden als Kind sexuell missbraucht und weisen Ihren Ehepartner ohne erkennbare Gründen immer wieder zurück.

Psychoanalytischer Ansatz

Hier geht es darum, dass neurotische Störungen vorliegen.

Beispiel: Ein Partner ist stark narzisstisch geprägt. Da er oder sie selbst gern bewundert werden möchte und der andere ihn oder sie in diesem Sinne auch bewundert und idealisiert, offenbaren sich im Lauf der Jahre immer stärkere Gegensätze. Diese können sich darin zeigen, dass ein Partner immer unselbstständiger wird, während die Selbstständigkeit und Persönlichkeit des anderen alles überlagert.

Mehrgenerationen-Familientherapie

Dieser Ansatz vermutet den Ausgangspunkt Ihrer Konflikte in Ihrer familiären Herkunft, den Sie zur Grundlage Ihrer Ehe gemacht haben.

Beispiel: Ihre Eltern führten eine 100-prozentige Hausfrauenehe. Die Mutter versorgte Kinder und Haushalt, der Vater verdiente das Geld. Jetzt erwarten Sie von Ihrer Ehefrau, dass Sie auf eine eigene berufliche Tätigkeit verzichtet und sich ausschließlich Haushalt und Kind widmet.

Das Leben der Eltern ist das Buch, in dem die Kinder lesen.

Augustinus Aurelius (354 n. Chr. - 430 n. Chr.)

Kommunikationstherapie

Viele Menschen haben Schwierigkeiten, dem anderen mitzuteilen, was sie empfinden, was sie wünschen, ablehnen oder gar verabscheuen. Die Kommunikation wird über die Jahre hinweg immer schwieriger. Der Psychologe John Gottman beschreibt typische Kommunikationsmuster und bezeichnet diese als die „Fünf apokalyptischen Reiter der Paarbeziehung“:

  • Ein Partner vertieft sich zunehmend in Schuldzuweisungen an den anderen und geht irgendwann dazu über, den Partner für alle Schwierigkeiten verantwortlich zu machen und zu verurteilen.
  • Ein Partner rechtfertigt und verleugnet eigenes Fehlverhalten und verhindert so, dass Probleme können überhaupt diskutiert und gelöst werden können.
  • Ein Partner verachtet und geringschätzt den anderen und erkennt nicht, dass die partnerschaftliche Beziehung nur auf Augenhöhe Bestand haben kann.
  • Im Laufe der Jahre verschließt sich ein Partner immer mehr, zieht sich zurück und lebt in der Ehe sein eigenes Leben. Er schließt den Partner vom eigenen Leben aus.
  • Ein Partner führt dem anderen ständig vor Augen, dass er „mächtiger“ sei als der andere, vielleicht gebildeter ist, mehr Geld im Beruf verdient, ein höheres soziales Ansehen besitzt oder von dem gemeinsamen Kind mehr geliebt werde. Er verdeutlicht zugleich dem anderen dessen entsprechende Ohnmacht.

In­wie­weit ist Paarthe­ra­pie zu­gleich Se­xu­althe­ra­pie?

Beide Therapieansätze gehen oft ineinander über. Sexualität lässt sich nicht isoliert betrachten. Oft haben die Probleme von Ehepaaren ihre Ursachen im Sexualleben. Gerade dann, wenn das Sexualleben im Lauf der Jahre einschläft, vermittelt ein Partner dem anderen die Botschaft, dass die Beziehung eine andere geworden ist. Die Gründe hierfür können vielgestaltig sein. Insoweit kann die Sexualtherapie Teil der Paartherapie sein.

Wie läuft ei­ne The­ra­pie­sit­zung ab?

Aufgabe des Paartherapeuten ist es, als Sprachrohr der Partner aufzutreten, das Gespräch zu moderieren, lautstarke und überzogene Vorwürfe zu unterbinden und dem Partner jeweils zu übersetzen, was der andere gesagt hat oder zu sagen versucht. Eine Therapie sollte erfahrungsgemäß ca. zehn Sitzungen umfassen. In weniger Gesprächen lässt sich selten verdeutlichen, worin die Konfliktursachen liegen. Meist ist den Ehepartnern selbst kaum bewusst, warum sie überhaupt an Trennung und Scheidung denken. Es kann mehrere Sitzungen erfordern, in denen sich die Ehepartner unter Anleitung des Therapeuten bewusst werden, was sie fühlen, worunter sie leiden, was sie sich eigentlich wünschen und welche Vorstellung sie davon haben, wie es mit der Ehe weitergehen könnte.

Mo­de­riert die Paarthe­ra­pie be­din­gungs­los die Tren­nung?

Nicht jede Aussage eines Partners, er möchte sich bedingungslos trennen, ist der Weisheit letzter Schluss. Wenn sich ein Partner zu einer Paartherapie bereit erklärt, tut er das meist nur, weil er der Ehe doch noch irgendwie eine Chance einräumt und insgeheim die Hoffnung hegt, es könne sich alles zum Besseren ändern. Andererseits kann es natürlich auch so sein, dass ein Partner der Beziehung tatsächlich keinerlei Chancen mehr einräumt und nicht ansatzweise die Absicht hat, die Beziehung neu zu beleben. Insoweit kann die Paartherapie auch Hilfestellung bieten, dass sich Partner so friedlich wie möglich trennen. Wenn nämlich beide Partner verstehen, was ihre Probleme ausgelöst hat und sie es schaffen, eingefahrene Handlungsmuster zu durchbrechen, kann eine Paartherapie aufzeigen, wie man sich trennt, ohne sich in Schlammschlachten und Rosenkrieg zu verlieren.

Aus­blick

Ihre menschliche Existenz und damit auch Ihre Ehe sind eine ständige Herausforderung. Vermeiden Sie, destruktiv durch den Tag zu gehen und Ihre Ehe allein wegen Ihrer täglichen Herausforderungen als Belastung zu verstehen. Sie manövrieren sich zwangsläufig in einen Zustand, in dem Sie irgendwann zu der vermeintlichen Erkenntnis gelangen, dass Ihre Ehe nicht mehr funktioniert. Besser ist, wenn Sie Ihren Partner ins Boot holen und versuchen, wieder gemeinsam durch das Fahrwasser Ihrer Ehe zu rudern.

Geschrieben von: Heinrich von Südhoff

fcddea4a74c04694b800684f8be4371d

iurFRIEND® ist Ihr Rechtsfreund
für viele Rechtsangelegenheiten.
Wir bieten allen Menschen mit Rechtsproblemen einen kostenlosen Einstieg in die Welt des Rechts:
Ratgeber - Checklisten & Formulare - Gratis-InfoPakete - Orientierungsgespräche

Frage online stellen

oder

Direkt kostenlos anrufen

0800 34 86 72 3