Manche Paare einigen sich auf eine Trennung auf Zeit, wenn die Probleme in der Beziehung überhand nehmen. Eine Auszeit von der Beziehung kann sinnvoll sein, ist aber kein Geheimrezept, um die Beziehung wieder auf stabile, glückliche Beine zu stellen. Eine Trennung auf Zeit kann eine Trennung auf Raten bedeuten. Sie kann aber auch eine neue Chance bedeuten, wenn beide die zeitliche Trennung ernst nehmen und nutzen, um über die Beziehung, die eigenen Wünsche und Gefühle nachzudenken.
Tipp 1: Gewinnen Sie Abstand
Die Trennung auf Zeit hilft, Abstand zum Partner und der Situation zu bekommen. Nach einiger Zeit werden Ihnen manche Probleme plötzlich lächerlich erscheinen. Genauso haben Sie dadurch die Möglichkeit, sich und die Beziehung besser zu reflektieren und passende Verbesserungsmöglichkeiten zu finden.
Tipp 2: Trennen Sie sich räumlich
Wer sich räumlich trennt, merkt schnell, ob er den Partner vermisst. Solange Sie ihn vermissen, können Sie sich sicher sein, dass die Gefühle stets vorhanden sind.
Tipp 3: Stellen Sie genaue Regeln für die zeitliche Trennung auf
Um zusätzliche Probleme und Missverständnisse zu meiden, sollten Sie vorher schriftlich Regeln festhalten. Unter anderem sollten Sie klären, wie lange diese Beziehungspause andauert, wie die räumliche Trennung aussehen mag und ob Sie noch täglichen Kontakt miteinander halten wollen.
Eine Trennung auf Zeit hat natürlich Vorteile. Sie hilft, Abstand zum Partner zu gewinnen und vor allen Dingen Abstand zum Alltag und den damit einhergehenden täglichen Problemen zu bekommen. So kann Ruhe in eine strapazierte Beziehung kommen. Beide Seiten können in Ruhe darüber nachdenken, wieso sie immer streiten, wo die Probleme her rühren und ob es wirklich Probleme sind, die es wert sind zu streiten. Mit etwas Abstand wirken manche Probleme plötzlich lächerlich klein und manche Streitereien werden unnütz. Wer das erkennt, kann dies nutzen, um an sich selbst zu arbeiten und bei künftigen Streits zu einer raschen Lösung beizutragen.
Der wohl wichtigste Vorteil einer Trennung auf Zeit: Wer sich räumlich trennt und eine Weile nicht sieht, der merkt schnell, ob er den Partner vermisst. Solange Sie ihn vermissen, können Sie sicher sein, dass noch Gefühle vorhanden sind. Dann kann es sich lohnen, weiter an der Beziehung zu arbeiten und Probleme zu beseitigen. Wer seinen Partner hingegen überhaupt nicht vermisst, sondern nur Erleichterung darüber verspürt, seine Ruhe vor dem anderen zu haben, der sollte die Beziehung insgesamt in Frage stellen. Denn wenn Sie keine Sehnsucht nach dem Partner verspüren, dann spricht das dafür, dass die liebevollen Gefühle nicht mehr vorhanden sind. Wer merkt, dass er den Partner nicht vermisst und ihn nicht mehr liebt, der sollte so fair sein und dies dem Partner mitteilen. Dann macht eine endgültige Trennung mehr Sinn. Denn solange Sie nur auf Zeit getrennt sind, macht sich der andere Partner noch Hoffnungen, hat vielleicht noch Gefühle und will an der Beziehung arbeiten. Eine Beziehungspause sollte also wirklich nur dann eingegangen werden, wenn beide Seiten wirklich an der Beziehung arbeiten und sie wieder auf gesunde, glückliche Beine stellen wollen. Die Trennung auf Zeit dient nicht dazu, dem Partner das Ende der Beziehung leichter zu machen. Im Gegenteil: Sie macht es dem anderen sicherlich nur schwerer, mit der Beziehung abzuschließen.
Diese Checkliste zeigt Ihnen Gründe auf, die für und gegen eine Trennung sprechen.
Ein elementarer Vorteil der Trennung auf Zeit ist es auch, nicht nur über den Partner und die Beziehung in Ruhe nachdenken zu können. Wichtig ist auch, über sich selbst nachzudenken und sich auf die eigenen Wünsche und Bedürfnisse zurück zu besinnen. Bin ich persönlich glücklich mit meinem Leben, meiner Arbeit? Was wünsche ich mir für die Zukunft? Wie kann ich mir selbst etwas Gutes tun? Gibt es vielleicht Hobbys, für die ich mir nie Zeit genommen habe? Niemand sollte sich in seiner Beziehung komplett vom Partner abhängig machen und alle Wünsche nur mit ihm teilen. Wer die eigenen Bedürfnisse kennt, der kann sie auch innerhalb einer Beziehung umsetzen. Das sorgt für die eigene Zufriedenheit und bringt mehr Freiheiten, für beide Seiten. Diese Bedürfnisse sollten also nach dem Ende der zeitlichen Trennung nicht wieder hinten angestellt werden. Vielmehr gilt es, diese Bedürfnisse und Wünsche mit dem Partner zu besprechen und sie in die Beziehung zu integrieren.
Ein großer Nachteil: Viele Menschen verstehen die Trennung auf Zeit tatsächlich als eine Trennung auf Raten. Sie wollen sich wirklich endgültig trennen, trauen sich aber nicht, das dem Partner mitzuteilen. Sie hoffen, dass es dem anderen leichter fällt, mit dem Ende der Beziehung klar zu kommen, wenn man zuvor schon einige Wochen getrennt gelebt hat. Vielleicht hoffen sie auch, dass die Beziehung sich dann irgendwie von selbst erledigt. Das wird nicht der Fall sein und ist dem Partner gegenüber unfair. Eine Beziehungspause macht nur dann Sinn, wenn Sie die Beziehung im Anschluss wirklich wieder aufnehmen wollen.
Es kann auch passieren, dass Sie erst während der zeitlichen und räumlichen Trennung merken, dass Sie den anderen nicht vermissen. Sie genießen die Freiheit und Unabhängigkeit. Irgendwie leben Sie sich unbemerkt noch weiter auseinander. Dann ist es schwierig, in die Beziehung zurückzukehren. Wer merkt, dass er sich während der Trennung auf Zeit weiter auseinanderlebt, sollte entweder wieder zusammen versuchen, die Beziehung zu retten oder über ein Beziehungsaus sprechen.
Je schöner und voller die Erinnerung, desto schwerer ist die Trennung. Aber die Dankbarkeit verwandelt die Erinnerung in eine stille Freude.
Entscheidet sich ein Paar für eine Trennung auf Zeit, sollte es das Vorgehen gemeinsam bis ins Detail besprechen und am besten sogar schriftlich festhalten. Es ist wichtig, genaue Regeln für die zeitliche Trennung aufzustellen. Dazu gehört etwa die Frage, wer aus der gemeinsamen Wohnung auszieht und wo er hinzieht. Außerdem sollte klar festgelegt werden, wie lange diese Beziehungspause maximal dauern sollte. Empfohlen wird, sich mindestens für sechs Wochen zu trennen, aber nicht länger als ein halbes Jahr. Dann sollte festgelegt werden, ob und wie Sie miteinander Kontakt halten wollen: Gibt es tägliche Telefonate oder sind sogar SMS tabu? Experten empfehlen ein bis zwei Treffen in der Woche an einem neutralen Ort. Schließlich geht es auch darum, die Beziehung aufzuarbeiten und vielleicht sogar etwas gemeinsam zu unternehmen und sich nicht völlig voneinander zu entfernen.
Wichtiges Thema sind auch die Finanzen: Wie teuer wird eine zusätzliche Wohnung oder Unterkunft? Wie werden die Kosten aufgeteilt? Außerdem ist es wichtig zu entscheiden, ob Sie weiterhin sexuelle Kontakte miteinander haben oder ob Sie mit anderen Personen Sex haben dürfen. Dann sollten Sie sich auch vorher einig darüber sein, ob Sie sich davon gegenseitig erzählen.
Etwas schwieriger wird eine Beziehungspause, wenn Sie gemeinsame Kinder haben. Aber auch das funktioniert, wenn klare Regeln für den Umgang mit den Kindern bestehen. Wie oft wird telefoniert? Wie oft sehen die Kinder den Partner, der ausgezogen ist?
Expertentipp: Denken Sie auch an Geburtstage, Feiertage und den Urlaub: Wie sollen diese besonderen Tage verbracht werden? Auch darüber muss man sich im Vorfeld einigen, um Streit und Frust während der Trennung auf Zeit zu vermeiden.
Eine Trennung auf Zeit sollte kein Urlaub vom Partner sein. Sie ist nicht dazu da, um hemmungslos zu flirten, neue Kontakte zu knüpfen oder einfach mal einen neu gewonnenen Freiraum zu genießen. Wichtige Regeln sollten in dieser Zeit eingehalten werden. Vor allen Dingen sollten in dieser Zeit die Probleme der Partnerschaft aufgearbeitet werden. Eine unterstützende Paartherapie kann etwa sehr sinnvoll sein. Während der Pause sollte man Gefühle aufarbeiten und Probleme und Sie sich auch darüber klar werden, ob die Beziehung noch einen Sinn macht, ob Sie den Partner vermissen und ob Sie die Probleme gemeinsam angehen können.
Während der Beziehungspause sollte keine überstürzte Entscheidung getroffen werden. Vielmehr kann es lohnen, die vorher festgesetzte Zeit abzuwarten und währenddessen mit Hilfe eines Therapeuten in Paartherapie oder auch in Einzelsitzungen die eigenen Fehler zu entdecken und aufzuarbeiten. Ist die Zeit der Trennung abgelaufen, müssen beide gemeinsam entscheiden, ob die Beziehung noch eine Chance hat. Dann können Sie wieder zusammenziehen und daran arbeiten. Allerdings müssen beide Seiten stets darauf achten, nicht in alte Muster zurückzufallen. Denn eine zweite Trennung auf Zeit macht überhaupt keinen Sinn.
Eine Trennung auf Zeit kann eine sinnvolle Investition in Ihre Beziehung sein, falls es in letzter Zeit immer häufiger zu Konflikten kam. Es kann helfen Abstand zu gewinnen und in Ruhe die Beziehung zu reflektieren. Viele ungelöste Probleme werden danach als lächerlich erscheinen. Wichtig ist, dass beide Partner sich an die vorher vereinbarten Regeln halten und bereit sind an der Beziehung zu arbeiten. Nur so können Sie eine zweite Chance haben. Viel Erfolg!
Geschrieben von: iurFRIEND-Redaktion