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Psy­cho­lo­gi­sche Hil­fe bei Tren­nung: Tren­nungs­schmerz über­win­den

Bild: Psychologische Hilfe bei Trennung: Trennungsschmerz überwinden

Wo kann ich psy­cho­lo­gi­sche Hil­fe be­kom­men?

Eine Trennung und der damit einhergehende Trennungsschmerz ist immer eine emotional sehr belastende Situation für alle Beteiligten. Nicht nur der Partner, der verlassen wurde, leidet darunter, auch die Kinder, die von einer Trennung der Eltern immer betroffen sind, leiden und auch an dem Partner, der sich getrennt hat, geht die Trennung nicht spurlos vorbei. Die oft unvermeidbaren Schuldzuweisungen, Streitigkeiten und Rosenkriege können dann die ohnehin schon schwierige Situation noch weiter verschärfen. Dazu kommen die Angst vor dem Alleinsein und der Einsamkeit, die verletzten Gefühle, die Enttäuschung, und nicht zuletzt die Ungewissheit, wie das Leben weitergehen soll. Da ist es nicht weiter verwunderlich, dass es Menschen gibt, die mit den psychischen und emotionalen Belastungen einer Trennung nicht allein fertig werden.

Kur­ze Zu­sam­men­fas­sung

  • Nicht alle Menschen sind in der Lage, eine Trennung allein zu verarbeiten.
  • Nicht nur der verlassene Partner leidet unter der Trennung. Auch die gemeinsamen Kinder leiden darunter und sollten nach einer Trennung der Eltern besonders gut beobachtet werden.
  • Viele staatliche und kirchliche Träger bieten psychosoziale Hilfe bei Trennung an.

Prak­ti­sche Tipps für Sie

Tipp 1: Therapiekosten erstatten lassen
Entwickelt sich nach einer Trennung durch den Trennungsschmerz eine Depression oder eine andere psychische Erkrankung, werden die Kosten für die Therapie von der Kasse getragen.

Tipp 2: Nicht lange warten
Auch im Vorfeld einer Trennung kann psychologische Hilfe sinnvoll sein.

Tipp 3: Schämen Sie sich nicht
Es gibt keinen Grund, sich zu schämen, wenn Sie bei psychischen Problemen die Hilfe eines Psychologen in Anspruch nehmen.

Ei­ne Tren­nung und Tren­nungs­schmerz be­las­tet al­le Be­tei­lig­ten

Der Trennungsschmerz scheint kein Ende zu nehmen, nichts macht mehr Spaß, die Grundbedürfnisse wie Essen, Trinken und Hygiene werden vernachlässigt oder es wird verstärkt zu Alkohol oder Drogen gegriffen. All das sind Anzeichen dafür, dass es Probleme mit der Bewältigung der Trennung gibt und dass es angebracht ist, sich professionelle psychologische Hilfe zu suchen.

Auch Kinder können sehr unter der Trennung der Eltern leiden, sie verändern sich, werden aggressiv oder ziehen sich komplett zurück, die schulischen Leistungen fallen in den Keller. Auch in diesen Fällen sollte dringend psychologische Hilfe in Anspruch genommen werden.

Hier fin­den Sie psy­cho­lo­gi­sche Hil­fe bei Tren­nung

Niemand ist mit den Problemen, die eine Trennung mit sich bringt, allein. Die Scheidungsrate lag in Deutschland im Jahr 2014 bei über 40%, was bedeutet, mehr als jede dritte Ehe wird geschieden. Dazu kommen all die „inoffiziellen“ Trennungen von Paaren, die in nichtehelichen Lebensgemeinschaften leben und die nicht statistisch erfasst werden. Da es viele Menschen gibt, die Beziehungen beenden und sich trennen, gibt es auch viele Hilfsangebote für Menschen, die mit der Bewältigung einer Trennung nicht zurechtkommen. Psychologische Hilfe bei Trennung wird im Rahmen einer psychosozialen Lebensberatung von vielen staatlichen und kirchlichen Trägern wie beispielsweise der Caritas oder Pro Famila angeboten. Diese Hilfsangebote sind in aller Regel kostenlos und können von den Hilfesuchenden nach Voranmeldung oder im Rahmen der Öffnungszeiten in Anspruch genommen werden.

Hilfe bei einer Trennung

Hil­fe bei ei­ner Tren­nung

Diese Checkliste gibt Ihnen einen Überblick, wo und bei wem Sie nach einer Trennung Hilfe bekommen.

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Hilfe von Experten

Erfahrene Therapeuten, Psychologen, Sozialpädagogen oder andere Fachkräfte, die viel Erfahrung mit der Betreuung von Menschen in Trennungssituationen haben, führen beratende Gespräche, haben ein offenes Ohr für die Ängste, Sorgen und Nöte der Menschen und zeigen ihnen Wege auf, wie sie aus ihrer Krise wieder herausfinden können. Eine andere Möglichkeit, psychologische Hilfe bei Trennung zu finden, ist bei einem niedergelassenen Psychologen. Dazu ist es am besten, zunächst den Hausarzt anzusprechen, die Probleme zu schildern und um die Überweisung an einen Psychologen zu bitten. Manche Allgemeinmediziner verfügen auch selbst über eine psychologische Zusatzausbildung und können daher direkt helfen. Diese Vorgehensweise bietet sich besonders dann an, wenn man sich antriebslos fühlt, keinerlei Perspektiven mehr sieht, nicht mehr essen und trinken mag und die persönliche Hygiene und den Haushalt stark vernachlässigt. All das sind Anzeichen einer Depression, die dringend und schnell von einem Experten behandelt werden muss. Auch selbstverletzendes Verhalten oder sogar Selbstmordgedanken dürfen vor dem Arzt nicht geheim gehalten werden. In diesen fällen ist sogar eine direkte Einweisung in eine Fachklinik angeraten, um die akute Krise aufzufangen und schlimme Folgen zu verhindern.

Hilf mir nur erst aus den Nöten, Freund, die Rede kannst du später halten.

Jean de La Fontaine (1621 - 1695)

Hilfe von Freunden und Familie

Auch Angehörige und Freunde, die diese Verhaltensweisen nach einer Trennung beobachten, sollten nicht zögern, einzugreifen und den Betroffenen dazu bringen, einen Arzt oder eine Klinik aufzusuchen. Natürlich werden alle Kosten für Behandlung und Therapie in diesen Fällen von der Krankenkasse getragen. Anders sieht es aus, wenn keine Symptome vorliegen, die auf eine Depression oder eine andere psychische Krankheit hindeuten, aber trotzdem das Bedürfnis besteht, mit einem Psychologen über die Trennung zu sprechen. In diesen Fällen müssen die Gesprächstermine selbst bezahlt werden.

Expertentipp: Außer den staatlichen und kirchlichen Trägern und den niedergelassenen Psychologen bieten auch zahlreiche Lebensberater und Mediatoren Hilfe zur Bewältigung einer Trennung an.

Der Tren­nungs­schmerz wird zu groß: Alarm­si­gna­le

Eine Trennung und der damit einhergehende Trennungsschmerz kann Menschen in eine tiefe Krise stürzen, aus der sie allein nicht wieder herausfinden und die weitreichende Folgen haben wie beispielsweise den Verlust der Arbeitsstelle und/oder der Wohnung und die sogar in einem Selbstmordversuch enden kann. Es gibt einige Alarmsignale, auf die vor allem Angehörige und Freunde achten sollten, da der Betroffene sie zwar meist selbst wahrnimmt, aber aufgrund seines Zustandes nicht mehr darauf reagieren kann und dadurch allein nicht mehr in der Lage ist, rechtzeitig die Notbremse zu ziehen.

Zu diesen Alarmsignalen gehören:

  • Kompletter Rückzug von der Außenwelt, bis hin zum Fehlen am Arbeitsplatz
  • Allgemeine Antriebslosigkeit
  • Verweigerung von Nahrung über längere Zeit
  • Starker Alkohol- oder Drogenkonsum über längere Zeit
  • Vernachlässigung der körperlichen Hygiene
  • Selbstverletzendes Verhalten
  • Äußern von Selbstmordabsichten

Diese Anzeichen deuten klar auf eine Depression oder eine andere psychische Erkrankung hin und gehen weit über das Verhalten hinaus, das ein psychisch gesunder Mensch nach einer Trennung an den Tag legt. Natürlich ist es normal, dass man nach einer Trennung traurig ist, viel weint, ein komplettes Wochenende im Bett verbringt und sich der Trauer über den Verlust des Partners vollständig hingibt oder dass man mal ein wenig zu tief ins Glas schaut. Die oben geschilderten Verhaltensweisen gehen jedoch weit über das normale Maß hinaus und deuten stark darauf hin, dass durch die Trennung eine Depression oder eine andere psychische Erkrankung ausgelöst wurden. Freunde und Angehörige sollten in diesen Fällen daher nicht zögern, den Betroffenen davon zu überzeugen, sich einem Arzt anzuvertrauen.

Psy­cho­lo­gi­sche Hil­fe für Kin­der und Ju­gend­li­che

Kinder und Jugendliche sind immer sehr direkt und unmittelbar von der Trennung der Eltern betroffen und sie leiden meist sehr unter dem Verlust eines Elternteils. Studien belegen dennoch, dass die Trennung mit Kind langfristig nicht schadet, solange sie mit ihren Fragen, Ängsten und Nöten nicht alleingelassen werden. Die Eltern sollten daher im Fall einer Trennung auf jeden Fall alle Fragen ihrer Kinder so offen und ehrlich wie möglich beantworten und keinen Zweifel daran lassen, dass die Kinder in keinster Weise für die Trennung verantwortlich sind. Nicht immer jedoch gelingt es, dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen und manchmal besteht auch von Seiten der Kinder und Jugendlichen keine Bereitschaft, mit den Eltern über die Trennung zu sprechen und sie versuchen, die Situation allein zu bewältigen.

Besteht der Verdacht, dass Kinder oder Jugendliche Probleme mit der Bewältigung der Trennung der Eltern haben, sollte auf jeden Fall psychologische Hilfe in Anspruch genommen werden, um zu gewährleisten, dass die Entwicklung nicht gestört wird. Erste Anzeichen dafür, dass ein Kind oder ein Jugendlicher die Trennung der Eltern nicht verarbeiten und bewältigen kann, können Veränderungen im Verhalten sein. Wird ein sonst lebhaftes und aufgewecktes Kind auf einmal sehr ruhig und neigt dazu, sich zurückzuziehen oder zeigt ein sonst eher ruhiger Jugendlicher auf einmal untypisch aggressives oder aufsässiges Verhalten, sollte man das durchaus als Alarmsignal werten und im Auge behalten. Auch ein plötzliches Abrutschen der schulischen Leistungen kann ein Anzeichen dafür sein, dass etwas nicht stimmt.

Viele Schulen bieten eine kinder- und jugendpsychologische Beratung an, an die sich die Eltern wenden können und auch die staatlichen und kirchlichen Träger bieten vor allem in den großen Städten Beratungen für Kinder und Jugendliche in Trennungssituationen an. Auch ein niedergelassener Kinderpsychologe kann den Kindern und Jugendlichen helfen, mit der Trennungssituation klarzukommen. Zeigen Kinder Verhaltensauffälligkeiten nach einer Trennung, wird diese Therapie üblicherweise von der Krankenkasse übernommen.

Expertentipp: So schwer es auch fallen mag, müssen Eltern unbedingt vermeiden, die Kinder in Streitigkeiten, die aus der Trennung resultieren, hereinzuziehen. Dazu gehört es auch, den anderen Elternteil gegenüber dem Kind nicht schlecht zu machen und sich in Gegenwart der Kinder nicht zu streiten. Ist es Ihnen nicht möglich, sich im Beisein der Kinder normal zu verhalten, sollten Sie zum Beispiel eine Freundin oder einen Freund bitten, die Kinder zum Ex-Partner zu bringen und dort wieder abzuholen.

Was psy­cho­lo­gi­sche Hil­fe bei Tren­nung leis­tet

Auf gar keinen Fall sollten Sie sich schämen oder eine falsche Scheu haben, sich psychologische Hilfe zu holen, wenn Sie mit den Folgen einer Trennung nicht zurechtkommen und stärker als üblich darunter leiden. Manchmal sind es unverarbeitete, kindliche Traumata, die durch eine solche Situation wieder an die Oberfläche des Bewusstseins kommen, manchmal trifft einen die Trennung einfach nur zu einem Zeitpunkt, an dem man besonders verletzlich ist oder es wird einem schier der Boden unter den Füßen weggezogen, weil die Trennung so plötzlich und unerwartet kommt. Entweder, weil man durch Verdrängung die Augen vor allen Warnsignalen verschlossen hat, oder weil der Partner den schönen Schein zu lange erfolgreich aufrecht erhalten hat. So oder so ist es kein Grund sich zu schämen, wenn Sie mit der Bewältigung der Trennung nicht allein klar kommen.

Eine psychologische Beratung oder auch eine Therapie bei einem Psychologen kann helfen, die Gefühle im Kopf zu ordnen, sie kann helfen mit der Wut, dem Schmerz und der Enttäuschung umzugehen. Allein die Tatsache, dass eine neutrale, aber empathische Person von außen auf die Situation schaut, zuhört, Denkanstöße liefert und die geschilderten Gefühle ernst nimmt und respektiert, ist vielen Menschen eine große Hilfe. Gerade Menschen, die keine große Familie und keinen großen Freundeskreis haben, die so sehr in Ihrer Ehe oder Beziehung aufgegangen sind, dass sie alle anderen persönlichen Beziehungen vernachlässigt haben, sind oft froh, in der psychologischen Beratung jemanden zu haben, der ihnen zuhört, wo sie sich aussprechen können und wo sie ernst genommen werden. Hinzu kommt, dass der Psychologe in der Führung solcher Gespräche geschult ist. Als neutrale außenstehende Person ergreift er keine Partei, sondern hat einen neutralen Blick auf das Geschehen und ist damit zu einem wesentlich objektiveren und emotionsloseren Umgang mit der Situation fähig, was Freunden und Angehörigen meist eher nicht gelingt.

Was die psychologische Beratung oder die Therapie jedoch nicht leisten können, ist Ihnen den Trennungsschmerz, die Wut, die Enttäuschung und all die anderen negativen Gefühle zu nehmen. Aber sie kann helfen, einen neuen Blick auf die Situation zu bekommen und anders mit den Gefühlen umzugehen. Vor allem Frauen neigen oft dazu, eine Trennung sehr persönlich zu nehmen, sie fühlen sich schuldig, wertlos und nutzlos, nachdem sie verlassen wurden und sind fest davon überzeugt, dass hinter der Trennung nur eine neue, „bessere“ Frau stecken kann. Oft ist das jedoch gar nicht der Fall und die Frau kann in der psychologischen Beratung oder der Therapie lernen, sich selbst besser wahrzunehmen und wertzuschätzen und zu erkennen, dass sie auch ohne Partner ein vollwertiger Mensch ist.

Expertentipp: Wurde ein tiefes, unverarbeitetes Trauma durch die Trennung wieder aufgewühlt, sind die Probleme mit der Bewältigung der Trennung nur Symptom, aber nicht die Ursache. Ein erfahrener Psychologe wird dies erkennen und zu einer längerfristigen tiefenpsychologischen Therapie raten, um das alte Trauma aufzuarbeiten.

Psychologische Hilfe durch Selbsthilfegruppen

Unter geschulter Anleitung kann auch die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe sehr sinnvoll sein. Dort sind Sie umgeben von Menschen, die in derselben oder zumindest einer sehr ähnliches Situation stecken, die verstehen, was Sie gerade durchmachen und die wichtige Tipps geben können, wie sie bestimmte Situationen bewältigt haben. Vorsicht ist jedoch geboten bei Gruppen ohne Leitung, in denen es vorkommen kann, dass die Betroffenen sich nur noch tiefer in ihr Leid hineinfallen lassen und sich gegenseitig darin bestärken, wie schlecht es ihnen geht und wie aussichtslos die Situation ist, in der sie sich befinden. In einer Selbsthilfegruppe braucht es daher unbedingt einen erfahrenen, geschulten und professionellen Gesprächsleiter, der solche Abwärtsspiralen erkennt und im Kein erstickt. Schließlich sollen die Teilnehmer aus ihrem Leid herausfinden und sich nicht noch tiefer darin eingraben. Im allerschlimmsten Fall kann es in ungeleiteten Gruppen sogar zu Selbstmordpakten zwischen einzelnen Mitgliedern der Gruppe kommen.

Aus­blick

Nicht nur nach einer Trennung, auch vorher kann es sinnvoll sein, sich psychologische Hilfe bei Trennung und Trennungsschmerz zu holen. Manchen Menschen fällt es sehr schwer, den Entschluss zu einer Trennung zu fassen, obwohl sie nicht mehr in der Beziehung leben möchten. Andere Menschen haben Angst, ihrem Partner zu sagen, dass sie sich trennen möchten oder wissen nicht, wie sie es sagen sollen. Hier kann eine psychologische Beratung helfen, zunächst einmal herauszufinden, ob man sich wirklich trennen will und dann die richtigen Worte und die richtige Situation zu finden, dem Partner diesen Entschluss mitzuteilen. Auch hier hilft das Gespräch mit einer neutralen Person Ordnung in die Gedanken zu bringen, die Situation aus einer anderen Perspektive zu sehen oder Wege und Möglichkeiten zu erkennen, die man selbst bisher gar nicht in Betracht gezogen hat.

Glossar zum Artikel:

  • In Selbsthilfegruppen schließen sich Menschen in selbstorganisierten Verbünden zusammen, die ein gleiches Problem oder Anliegen haben und gemeinsam etwas zu dessen Bewältigung beitragen möchten.

Geschrieben von: iurFRIEND-Redaktion

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