Jeder von uns hat schon einmal eine Trennung erlebt oder kennt jemanden, der diese schwierige Phase durchmacht. In solchen Momenten ist es ganz normal, dass wir uns an die guten Zeiten erinnern und vielleicht sogar beginnen, den ehemaligen Partner zu idealisieren. Doch gerade jetzt ist es wichtig, sich bewusst zu machen, dass niemand perfekt ist und auch die Beziehung ihre Herausforderungen hatte. In diesem Beitrag erfahren Sie, warum es so wichtig ist, den Ex-Partner nicht zu idealisieren und wie Sie stattdessen einen gesunden und positiven Blick auf die Zukunft richten können. Denn Ihr Wohlbefinden und innerer Frieden sind es wert!
Was bedeutet es, wenn man jemanden idealisiert?
Jemanden zu idealisieren bedeutet, diese Person
- in einer überhöhten, oft unrealistischen Weise zu sehen,
- indem man ihre positiven Eigenschaften überschätzt
- und ihre Fehler oder Schwächen ignoriert oder minimiert.
Dies kann zu einer verzerrten Wahrnehmung der Person führen, bei der die idealisierte Person als perfekt oder nahezu perfekt angesehen wird, was oft nicht der Realität entspricht.
Warum werden Menschen idealisiert?
Idealisierung kann in verschiedenen Beziehungen auftreten, einschließlich romantischer Beziehungen, Freundschaften und sogar in der Beziehung zu öffentlichen Persönlichkeiten oder Idolen.
Die Tendenz, einen Menschen zu idealisieren, kann sich daraus entwickeln, dass ein Bedürfnis nach Sicherheit und Stabilität in der Beziehung besteht oder aus der Neigung heraus, in der anderen Person das zu sehen, was man sich selbst wünscht oder ersehnt. Langfristig kann die Idealisierung jedoch zu Enttäuschungen führen, wenn die realen Eigenschaften und Verhaltensweisen der idealisierten Person offensichtlich werden und nicht den überhöhten Erwartungen entsprechen. Gerade, wenn es um die Person von Persönlichkeiten im öffentlichen Leben geht, führt die Idealisierung oft zur enttäuschenden und schockierenden Entzauberung. Auch wenn Sie und Ihr Ex keine Person des öffentlichen Lebens sind, lassen sich daraus durchaus Erkenntnisse für Ihr eigenes Verhalten gewinnen.
Warum überhöht man den/die Ex nach der Trennung?
Trennen sich Partner, ist die Idealisierung und Überhöhung des/der Ex nach einer Trennung ein häufiges Phänomen. Das eigentliche Problem dabei ist, dass es irgendwann ein vielleicht böses Erwachen geben könnte, wenn Sie sich der Realität stellen müssen oder vielleicht Ihr gemeinsames Kind den Elternteil als „Denkmal vom Sockel“ stürzt.
Praxistipp: Idealisierung bedeutet Freistellung von Schuld
Die Idealisierung von anderen kann ab einem gewissen Grad dazu führen, dass man sich selber nicht mehr wertschätzt. Es scheint dann die Vorstellung vorzuherrschen, der Partner sei so viel mehr wert, dass die eigene Person dabei kaum noch Bedeutung hat. Auch kann damit der Glaube verbunden sein, dass der Partner an der Trennung keine Schuld und man selber die Trennung verursacht habe. Deshalb habe man vorwiegend die Verantwortung zu tragen. Unter diesen Prämissen könnte es schwierig werden, die Beziehung ad acta zu legen.
Die Idealisierung einer Person kann verschiedene psychologische Ursachen haben.
- Rosarote Brille der Vergangenheit: Nach einer Trennung neigen Menschen dazu, sich auf die positiven Aspekte der Beziehung zu konzentrieren und die negativen zu vergessen oder zu minimieren. Dies kann dazu führen, dass die vergangene Beziehung in einem besseren Licht erscheint, als sie tatsächlich war.
- Verlustaversion und Fokussierung auf das Fehlende: Menschen bewerten Verluste oft stärker als Gewinne. Nach einer Trennung kann der Schmerz des Verlusts dazu führen, dass man sich auf das konzentriert, was fehlt, und dabei die Gründe für die Trennung oder die negativen Aspekte der Beziehung übersieht.
- Idealisierung als Bewältigungsmechanismus: Die Idealisierung des Ex-Partners kann auch ein Weg sein, mit dem Schmerz und der Trauer der Trennung umzugehen. Indem man sich auf die guten Zeiten konzentriert, kann man den emotionalen Schmerz vorübergehend lindern.
- Unvollständiger emotionaler Abschluss: Manchmal idealisieren Menschen ihren Ex, weil sie emotional noch nicht vollständig mit der Beziehung abgeschlossen haben. Die Idealisierung kann ein Zeichen dafür sein, dass noch Gefühle vorhanden sind und der Prozess der emotionalen Trennung noch nicht abgeschlossen ist.
- Vergleich mit der Gegenwart: Wenn jemand Schwierigkeiten hat, voranzukommen, oder wenn aktuelle Beziehungen nicht den Erwartungen entsprechen, kann die vergangene Beziehung im Vergleich idealisiert werden. Dies kann eine Form der Unzufriedenheit mit der gegenwärtigen Situation sein.
- Soziale und kulturelle Einflüsse: Medien und Kultur vermitteln oft die Idee der „einen wahren Liebe“ oder des „perfekten Partners“, was dazu führen kann, dass Menschen ihre vergangenen Beziehungen idealisieren, besonders wenn sie glauben, dass sie diese „eine besondere Person“ verloren haben.
Wie kann man aufhören zu idealisieren?
Es ist wichtig zu erkennen, dass die Idealisierung eines Ex-Partners ein natürlicher Teil des Heilungsprozesses sein kann, aber es ist auch wichtig, sich dieser Tendenz bewusst zu sein und daran zu arbeiten, eine realistischere Sicht auf die vergangene Beziehung zu entwickeln. Dies kann helfen, emotional weiterzukommen und sich für zukünftige gesunde Beziehungen zu öffnen.
Eigentlich ist es einfach: Sie haben sich getrennt und für die Trennung gab es Gründe. Dabei ist es völlig in Ordnung, dass Sie die gemeinsame Zeit Ihrer Beziehung als Ihr persönliches Glück betrachten. Da die Beziehung und damit die gemeinsame Zeit beendet ist, werden Sie nicht umhinkommen, Vergangenes vergangen sein zu lassen. Schließlich möchten Sie früher oder später emotional auf sicheren Füßen stehen und sich nicht in den Erinnerungen verlieren.
Dabei helfen folgende Schritte und Strategien:
- Akzeptanz und Realismus: Erkennen Sie an, dass niemand perfekt ist. Jeder Mensch hat Stärken und Schwächen. Versuchen Sie, eine ausgewogene Sichtweise zu entwickeln, die sowohl die guten als auch die schlechten Seiten des/der Ex berücksichtigt.
- Reflektion der Vergangenheit: Nehmen Sie sich die Zeit, über die Beziehung und die Gründe für die Trennung nachzudenken. Versuchen Sie, die Situation aus einer objektiven Perspektive zu betrachten und erkennen an, dass es Gründe gab, warum die Beziehung nicht funktioniert hat.
- Fokus auf Selbstwachstum: Konzentrieren Sie sich auf Ihre persönliche Entwicklung und darauf, was Sie glücklich macht. Indem Sie sich auf Ihre eigenen Bedürfnisse und Ziele konzentrieren, verringern Sie die Tendenz zur Idealisierung.
- Emotionale Verarbeitung: Erlauben Sie sich, Trauer und Schmerz zu empfinden, aber versuchen auch, Wege zu finden, diese Gefühle zu verarbeiten und loszulassen. Dies kann durch Gespräche mit Freunden, Tagebuchschreiben oder professionelle Hilfe geschehen.
- Neubewertung der Erinnerungen: Versuchen Sie, Ihre Erinnerungen neu zu bewerten. Erkennen Sie, dass die Neigung besteht, sich an die guten Zeiten zu klammern und die schlechten zu vergessen. Versuchen Sie, ein ausgewogeneres Bild der Vergangenheit zu erstellen.
- Grenzen in sozialen Medien setzen: Vermeiden Sie es, den/die Ex auf sozialen Medien zu verfolgen. Das ständige Sehen und Hören können die Idealisierung verstärken und den Heilungsprozess behindern.
- Neue Aktivitäten und Interessen: Engagieren Sie sich in neuen Aktivitäten oder entdecken alte Interessen neu. Dies kann helfen, den Geist zu beschäftigen und ein Gefühl der Erfüllung und des Fortschritts zu schaffen.
- Dankbarkeit üben: Konzentrieren Sie sich auf das, was in Ihrem Leben gut läuft, und üben Dankbarkeit. Dies kann helfen, die Perspektive zu verschieben und den Fokus von der idealisierten Vergangenheit zu lösen.
- Professionelle Hilfe suchen: Manchmal kann es hilfreich sein, mit einem Therapeuten oder Berater zu sprechen, besonders wenn die Idealisierung tief verwurzelt ist und den Alltag beeinträchtigt.
- Geduld mit sich selbst haben: Erkennen Sie, dass das Überwinden der Idealisierung Zeit braucht. Seien Sie geduldig mit sich selbst und erkennen jeden Fortschritt an, den Sie machen. Indem Sie aktiv an der eigenen Wahrnehmung und dem emotionalen Wohlbefinden arbeiten, lässt sich die Tendenz zur Idealisierung überwinden und Sie offener für realistischere und gesündere Beziehungen werden.
Perspektive, wenn Sie gemeinsame Kinder haben
Eine etwas andere Beurteilung empfiehlt sich, wenn Sie die Person des/der Ex gegenüber Ihrem gemeinsamen Kind beurteilen. Gehen Sie davon aus, dass Ihr Kind Ihr gemeinsames Kind ist und auch nach der Trennung und trotz der Trennung Ihr gemeinsames Kind bleiben wird.
Im Idealfall halten Sie die Kommunikation aufrecht und betrachten sich als Partner, die das gemeinsame Leben zwar hinter sich gelassen haben, aber trotz der Trennung auch in Zukunft partnerschaftlich miteinander umgehen möchten. Diese Perspektive ist umso wichtiger, als Sie in der Verantwortung für Ihr gemeinsames Kind stehen und diese Verantwortung gemeinsam wahrnehmen möchten.
Dann ist es wichtig, dass Ihr Kind den Eindruck hat, dass beide Elternteile ihrer Verantwortung gegenüber dem Kind gerecht werden möchten. Dabei ist hilfreich, wenn Sie den/die Ex nicht runtermachen, aber auch nicht idealisieren und in Ihrer Wahrnehmung und in der vermeintlichen Wahrnehmung des Kindes überhöhen. Das Kind sollte nur den Eindruck haben, dass es sich auf seine Eltern verlassen kann und immer einen Ansprechpartner findet, wenn denn einer gebraucht wird.
Alles in allem
Es ist vollkommen verständlich, wenn man viel an die guten alten Zeiten und den ehemaligen Partner denkt. Doch um wirklich voranzukommen und Heilung zu finden, ist es wichtig, eine mögliche Idealisierung zu durchbrechen und die Realität anzunehmen. Jede Beziehung hat ihre Höhen und Tiefen, und das Ende bedeutet oft einen Neuanfang. Indem Sie sich selbst die Möglichkeit geben, aus Ihren Erfahrungen zu lernen und sich auf Ihre persönliche Entwicklung zu konzentrieren, können Sie gestärkt und mit neuem Optimismus in die Zukunft blicken. Erinnern Sie sich daran, dass Ihr Wohlbefinden und Ihr Glück an erster Stelle stehen.
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