Trennung und Neubeginn

Nach der Trennung Freunde bleiben

Donnerstag, 21. Januar 2021, geschrieben von .

Nach der Trennung Freunde bleiben

Mit der Scheidung ist Ihre eheliche Lebensgemeinschaft aufgelöst. Sie und Ihr Ex-Partner gehen getrennte Wege. Doch bedeutet getrennte Wege zu gehen auch, dass Sie keine Freunde mehr sein können? Vielleicht können wir mit einigen Erwägungen dazu beitragen, dass Sie leichter zu einer Entscheidung finden.

Tren­nen Sie Ehe und Freund­schaft

Waren Sie verheiratet, waren Sie bestenfalls auch befreundet. Einen echten Partner an der Seite zu haben, bedeutet, auch einen Freund zu haben. Schließlich waren Sie am Anfang Ihrer Beziehung auch „nur“ befreundet. Aus dieser Freundschaft ist letztlich Ihre Ehe entwachsen.

Lösen Sie Ihre Ehe durch die Scheidung jetzt auf, muss die Konsequenz nicht darin bestehen, dass Sie auch Ihre Freundschaft aufkündigen. Natürlich gibt es genügend Fälle, in denen Partner mit der Trennung und Scheidung nicht nur die Ehe, sondern auch die Freundschaft aufkündigen und mit dem  Ex nichts mehr zu tun haben wollen. Er oder sie möchte eigene Wege gehen und betrachtet die Beziehung auf dem Weg in die Zukunft als Belastung.

Umgekehrt gibt es genügend Fälle, in denen die Freundschaft die Ehe übersteht. Es kann nämlich viele gute Gründe geben, dass Sie nach der Trennung Freunde bleiben. Bevor Sie also Ihrem Ex die Freundschaft kündigen, sollten Sie genau überlegen, ob es für Sie vielleicht vorteilhafter sein kann, trotz der Trennung und nach der Trennung befreundet zu bleiben.

Da wir Menschen mit Kündigungen gerne und schnell bei der Hand sind, empfiehlt sich, dass Sie keine vorschnelle Entscheidung treffen und sich nicht ausschließlich durch Ihre augenblicklichen Emotionen leiten und verleiten lassen.

Was spricht da­für, dass Sie nach der Tren­nung Freun­de blei­ben?

War Ihre Ehe, zumindest am Anfang Ihrer Beziehung, einigermaßen harmonisch verlaufen, haben sich wahrscheinlich eine Reihe unterschiedlichster gemeinsamer Erfahrungen und Erlebnisse angehäuft. Vieles von dem, was Sie gemeinsam erfahren, erlebt und gemeinsam durchgestanden haben, hat Ihre Beziehung wahrscheinlich gefestigt. Auch negative Erlebnisse, die Sie gemeinsam überstanden haben, prägen Ihre Gemeinsamkeit. Bestenfalls sind Ihre positiven Erfahrungen in der Überzahl.

Waren Sie gemeinsam in Urlaub gefahren, haben zusammen ein Haus gebaut, Zeiten von Arbeitslosigkeit und Verschuldung überstanden oder Kinder erzogen, haben Sie vieles erlebt, das Ihre eheliche Beziehung geprägt hat. Das vielleicht Wichtigste an unserem menschlichen Dasein sind die Erinnerungen. Erinnerungen bleiben im Gedächtnis verhaftet und gehen nie verloren. Besonders schön ist es, wenn es eine Person gibt, mit der Sie diese Erinnerungen teilen können. Allein das Wissen, dass es diese Person gibt, kann diese Erinnerungen besonders wertvoll erscheinen lassen. Ihr gemeinsames, wenn auch vergangenes Leben kann also Grund genug sein, dass Sie auch noch nach der Trennung Freunde bleiben.

Ih­re Kin­der brau­chen ih­re El­tern

Der vielleicht wichtigste Aspekt, der für die Freundschaft nach der Trennung spricht, sind die gemeinsamen Kinder. Als Elternteil stehen Sie in der Verantwortung für Ihr Kind. Ihr Kind ist Ihr gemeinsames Kind und das Produkt Ihrer Beziehung. Sie werden dieser Verantwortung am besten gerecht, wenn das Kind nicht unter Ihrer Trennung und Scheidung leidet. Hat Ihr Kind das Gefühl, dass seine Eltern auch nach der Trennung und Scheidung Freunde bleiben, wird es Ihre Trennung und Scheidung sicherlich leichter verkraften, als wenn Sie jegliche Freundschaft aufkündigen oder Ihre Scheidung gar in einen Rosenkrieg eskalieren lassen.

Sie brau­chen Ih­ren Ex-Part­ner als El­tern­teil

Ist aus Ihrer Ehe ein gemeinsames Kind hervorgegangen, kann es hilfreich sein, wenn Sie Ihren Ex-Partner in die Verantwortung für die Erziehung Ihres Kindes soweit als möglich einbeziehen. Bleiben Sie nach der Trennung befreundet, wird dies wesentlich leichter fallen, als wenn Sie sich als Gegner betrachten. In vielen Beziehungen scheitert die Freundschaft daran, dass jeder Elternteil das gemeinsame Kind für sich beansprucht und allzu oft alles daransetzt, den Partner vom Kontakt mit dem Kind auszuschließen.

Gerade, wenn Ihr Kind jüngeren Alters ist, sind Sie möglicherweise dankbar, wenn es eine Person gibt, die sich genauso in der Erziehung Ihres Kindes engagiert und bereit ist, Verantwortung für das Kind zu übernehmen. Sie stehen mit Ihrer elterlichen Verantwortung dann nicht allein in der Welt. Erweist sich Ihr Kind als „schwierig“, könnte es eine erhebliche Erleichterung für Sie darstellen, wenn Sie Ihren Erziehungsalltag mit Ihrem Ex-Partner teilen und auf dessen Unterstützung zurückgreifen können. Geteilte Verantwortung bedeutet auch nur halbe Last.

Vor allem, wenn sich Ihr Ex-Partner im Rahmen seines Umgangsrechts für Ihr gemeinsames Kind engagiert, fördert es die organisatorische und erzieherische Wahrnehmung Ihrer Aufgaben, wenn Sie auch nach der Trennung befreundet bleiben. Die für die Betreuung des Kindes notwendigen gegenseitigen Absprachen gestalten sich einfacher und kameradschaftlicher, als wenn jeder Elternteil das Kind als seine persönliche Verfügungsmasse betrachtet und den Partner nur widerwillig einbezieht.

Sie haben es in der Hand, wie intensiv und weitgehend Sie diese freundschaftliche Beziehung gestalten. Wahrscheinlich werden Sie nicht wieder so befreundet sein können, wie Sie es am Anfang Ihrer Beziehung waren. Im Interesse Ihrer gemeinschaftlichen Vergangenheit sollte es jedoch eine gute Basis darstellen, wenn Sie zumindest im gegenseitigen Einverständnis füreinander miteinander umgehen und sich gegenseitig respektieren. Allein wenn Sie gegenseitig Respekt füreinander zeigen, ist schon viel gewonnen. Es muss dann nicht unbedingt Freundschaft sein.

Kön­nen Sie trotz Ih­rer Ge­füh­le Freun­de blei­ben?

Vielleicht empfinden Sie es als Problem, wenn Sie für den Partner noch Gefühle hegen und Sie dieser Gefühle nur glauben Herr zu werden, wenn Sie jeglichen Kontakt abbrechen. Dann kann es hilfreich sein, wenn Sie einen gewissen Zeitraum zuwarten. Irgendwann werden Sie Ihre Trennung hoffentlich akzeptieren und bereit sein, Ihre Beziehung neutral zu betrachten. Dies gilt umso mehr, als Ihr Ex-Partner in einer neuen Beziehung lebt und Sie den neuen Lebensgefährten als Konkurrenz betrachten, der jegliche Freundschaft verhindert.

Aber auch Gefühle können das Bindeglied bleiben, auf dem Sie Ihre Freundschaft nach der Trennung aufbauen und fortführen. Wenn Sie die Wirklichkeit Ihrer Trennung registrieren, sollten Sie sich in der Lage sehen, den Partner nicht als Sündenbock zu betrachten, sondern als Ihren Freund zu akzeptieren. Bestenfalls könnte aus Ihrer Freundschaft wieder eine Beziehung werden.

Al­les in al­lem

Sie dürfen keine pauschalen Antworten oder Empfehlungen erwarten. Jeder Mensch und jede Beziehung ist individuell. Wir alle leben in unserer eigenen Welt. Für Sie sollte das Motto lauten, dass Sie das Beste aus Ihrem Leben machen. Sehen Sie in der Freundschaft zu Ihrem Ex-Partner Vorteile, sollten Sie bereit sein, Ihrem Ex auch noch nach Ihrer Trennung einen Platz in Ihrem Leben einzuräumen. Eigentlich können Sie nur gewinnen.

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