Wer sich liebt, neckt sich. Sollten Sie jedoch den Punkt erreicht haben, wo Sie sich nur noch mit dem Partner oder der Partnerin streiten, bleibt die Liebe irgendwann auf der Strecke. Möchten Sie Ihre Beziehung retten und die scheinbar zwangsläufig erscheinende Trennung dennoch vermeiden, ist guter Rat teuer. Was können Sie tun?
Ist Ihre Beziehung eine toxische Beziehung?
Es ist ungemein schwierig, aus der eigenen Betrachtungsweise der Gegebenheiten heraus zu einer Einschätzung zu gelangen, ob Ihre Beziehung eine Zukunft hat. Ihre Beziehung hat wahrscheinlich keine Zukunft, wenn der Partner oder die Partnerin Sie nur dazu benutzt, die eigenen emotionalen Bedürfnisse zu befriedigen.
Eine derartige „toxische“ Beziehung ist dadurch geprägt, dass der Partner ständig zwischen zwei Extremen hin und her wechselt, indem er/sie Sie einerseits vergöttert, andererseits aber demütigt, beleidigt oder ausnutzt. Ein solcher Partner geht nicht auf Ihre Bedürfnisse ein. Meist ist der Partner narzisstisch geprägt und lebt in der Vorstellung, er/sie müsse die Welt beherrschen und alles andere müsse sich seinen Bedürfnissen unterordnen.
Das Fatale dabei ist, dass er/sie seinen Nazismus überdeckt, indem er/sie Sie als den vielleicht tollsten Menschen der Welt hinstellt, ständig von Liebe und Zuneigung spricht, Ihnen vielleicht sogar materielle Bedürfnisse erfüllt und Sie dann irgendwann doch wieder vor den Kopf stößt. Oft herrscht in einer solchen Beziehung ein regelrechtes Klima der Angst.
Möchten Sie diesen Teufelskreis durchbrechen, müssen Sie an Ihrer Beziehung arbeiten. Resignieren sollte nicht gleich eine Option sein. Sie müssen Ihre Bedürfnisse artikulieren und darauf bestehen, dass der Partner oder die Partnerin diese akzeptiert. Soweit der Partner bereit ist, darauf einzugehen, hat Ihre Beziehung eine Chance. Ist er/sie nicht dazu bereit, kann die Konsequenz letzten Endes nur darin bestehen, dass Sie die Beziehung beenden und sich tatsächlich trennen. Dann stand Ihre Beziehung von vornherein unter keinem guten Stern. Vielleicht ist es eine Option, dass Sie sich mit dem Partner oder der Partnerin darauf verständigen, eine Paartherapie in Anspruch zu nehmen.
Kann es denn noch Liebe sein, wenn wir endlos streiten?
Der Lebensalltag überdeckt vieles, meist auch die Liebe zum Partner oder zur Partnerin. Dennoch ist die Liebe präsent. Sie findet vielleicht keine Möglichkeit, zum Ausdruck gebracht zu werden. Vor allem dann, wenn Sie durch schwierige Zeiten gehen und scheinbar unüberwindbare Schwierigkeiten ins Haus stehen, sind unterschiedliche Auffassungen über Wege, Ziele und Strategien normal. Das Problem dabei ist, dass Sie sich „demokratisch“ verständigen müssen. Da eine Beziehung vom einem gegenseitigen Geben und Nehmen lebt, geht es nicht ohne Kompromisse. Die perfekte Lösung des Problems wird es selten geben.
Ihr Ziel muss sein, einen Weg zu finden, den beide Partner als angemessen, einigermaßen fair und akzeptabel empfinden. Versuchen Sie also nicht von vornherein, Ihre Meinung in den Vordergrund zu stellen und die Meinung Ihres Partners oder Ihrer Partnerin hintenanzustellen.
Gehen Sie Ihre Probleme konstruktiv und kreativ an
Wichtig ist, dass Sie erkennen und anerkennen, wie der Charakter Ihres Partners oder Ihrer Partnerin ist, welche mentalen Kapazitäten bestehen und wie der Partner überhaupt in der Lage ist, mit Problemen im Leben umzugehen. Menschen fühlen sich oft überfordert, wenn es darum geht, eine schwierige Situation konstruktiv anzugehen. Viele reagieren auf Schwierigkeiten pessimistisch und destruktiv. Oft fehlen der notwendige Optimismus und das konstruktive Verhalten, den Blick nach vorne zu richten und eine scheinbar unlösbare Situation nach und nach auf eine Lösung auszurichten. Solche Menschen resignieren schnell und haben nicht die Kreativität, Energie und die Zuversicht, Probleme zu analysieren und nach Lösungen zu suchen.
Lösungen ergeben sich oft nicht aus dem Augenblick heraus. Oft müssen Sie lange Wege gehen und Irrwege und Sackgassen erkennen und akzeptieren. Irgendwann taucht im Dunkel des Tunnels das berühmte Licht auf, das die Lösung signalisiert.
Was sind die Gründe für Ihre Streitigkeiten?
Sie werden wahrscheinlich nicht nur streiten, weil Sie streiten wollen und von Natur aus „auf Streit gebürstet“ sind. Streitigkeiten in der Beziehung können offensichtliche oder auf den ersten Blick nicht direkt erkennbare Ursachen haben. Meist geht es ums Geld, die Kinder oder wer was tut oder nicht tut.
Definieren Sie für sich selbst, was genau die Ursache für Ihren Streit ist. Vor allem dann, wenn die eigentliche Ursache im Hintergrund gärt und nicht auf den Tisch gelegt wird, verläuft der Streit orientierungslos. Sie streiten über Gegebenheiten, die nicht unbedingt Anlass für einen Streit sind. Eigentlich geht es um die Ursache dahinter.
Möchten Sie Ihren Streit konstruktiv führen und Lösungen finden, müssen Sie die Ursachen angehen. Wahrscheinlich hat jeder Partner andere Vorstellungen, mit einem bestimmten Problem umzugehen. Ein Ergebnis werden Sie nur erreichen, wenn Sie aufeinander zugehen, Kompromisse finden und jeder das beiträgt, was er/sie zur Lösung des Problems beitragen kann.
Natürlich werden Sie nicht für jedes Problem eine zufriedenstellende Lösung finden können. Ist ein Partner arbeitslos und fehlt es am Geld, belastet die Problematik Ihre Beziehung. Finden Sie keine Lösung und können sich auch nicht arrangieren, könnte Ihr Streit auf eine Trennung hinauslaufen. Andererseits sollte eine gute und fundierte Beziehung auch eine solche belastende Situation aushalten können. Schaffen Sie das nicht, ist Ihre Beziehung nur ein Papiertiger.
Streiten Sie nicht, wenn Sie emotional überladen sind
Streitigkeiten entstehen oft aus dem Moment heraus. Meist spielen irgendwelche Emotionen eine entscheidende Rolle. Nichtigkeiten können Anlass sein, dass Streit ausbricht, obwohl bei nüchterner Betrachtungsweise nicht wirklich Grund besteht, darüber zu streiten. Es empfiehlt sich, sich in dieser Situation nicht auf eine weitere Auseinandersetzung einzulassen.
Halten Sie sich mit Wort und Tat zurück. Lassen Sie eventuelle Vorwürfe erst mal im Raum stehen. Wenn Sie und der Partner oder die Partnerin eine Nacht geschlafen haben, sieht die Welt am nächsten Tag vielleicht wieder ganz anders aus. Sich auf einer emotionalen Grundlage zu streiten, führt selten dazu, für ein Problem eine sachliche und nachvollziehbare Lösung zu finden.
Versuchen Sie den Partner zu verstehen
Streitigkeiten entstehen oft daraus, dass Sie mit einer Gegebenheit konfrontiert werden, die Sie aus Ihrer Sichtweise nicht verstehen und akzeptieren wollen. Möglicherweise hat aber der Partner ein Problem damit. Versuchen Sie also zu verstehen, warum der Partner oder die Partnerin etwas sagt oder tut oder unterlässt. Vielleicht hat er/sie dafür gute Gründe. Versuchen Sie diese Gründe in Erfahrung zu bringen. Erst dann, wenn Sie diese Gründe kennen, kann eine sachliche Auseinandersetzung erfolgen, mit der Sie weiteren Streit vermeiden.
Handeln Sie präventiv
Die ideale Empfehlung, Streit in der Beziehung zu vermeiden oder nicht eskalieren zu lassen, ist, dass Sie möglichst präventiv handeln. Bemühen Sie sich, vielleicht täglich oder bei jeder passenden Gelegenheit dem Partner oder der Partnerin positiv, lobend, anerkennend, fürsorglich und liebevoll gegenüberzutreten.
Bestätigen Sie, dass Sie sich freuen, wenn Sie sich sehen oder der Partner irgendwas getan oder unterlassen hat. Bekunden Sie, was Sie am Partner oder der Partnerin schätzen. Verwöhnen Sie den Partner oder die Partnerin. Betrachten Sie diese Empfehlung als eine Art Übung, mit der Sie fortlaufend Ihre Beziehung verbessern.
Kommt es dann tatsächlich zu einem allzu oft unvermeidlichen Streit, finden auch verstörende, demütigende oder gar beleidigende Worte schnell einen Puffer, der diese abfedert und Ihre Beziehung nicht wirklich beeinträchtigt. Eine Beziehung, die eine tiefgehende emotionale Grundlage hat, wird leichter mit Schwierigkeiten fertig, als eine Beziehung, in der diese emotionalen Voraussetzungen fehlen.
Letzten Endes
Beziehungen müssen tagtäglich gelebt werden. Glauben Sie nicht, Ihre Heirat habe Ihre Beziehung für ewig zementiert. Streitigkeiten in einer Beziehung sind normal, zumindest dann, wenn sie konstruktiv mit Blick nach vorne verlaufen.