Trennung und Neubeginn

Trennung, wenn der Ehepartner auch Arbeitskollege ist

Montag, 15. Februar 2021, geschrieben von .

Trennung, wenn der Ehepartner auch Arbeitskollege ist

Trennen Sie sich vom Ehepartner und ist der Ehepartner zugleich auch Ihr Arbeitskollege, müssen Sie einen Weg finden, wie Sie am Arbeitsplatz miteinander umgehen. Sie können natürlich versuchen, die Trennung auch am Arbeitsplatz zu vollziehen oder Sie schaffen es, die partnerschaftliche Seite von der beruflichen Seite zu trennen. Eine ideale und einfache Lösung dürfen Sie sicherlich nicht erwarten. Sprechen wir also darüber, welche Optionen Sie in Betracht ziehen könnten.

Auch Mi­cky-Mou­se und Min­nie-Mou­se wa­ren Ar­beits­kol­le­gen

Wayne Allwine war 30 Jahre lang als Synchronsprecher die Stimme von Mickey Mouse. Er war mit Russi Taylor verheiratet. Taylor verkörperte Minnie-Mouse. Beide waren Arbeitskollegen. In einem Interview mit „Variety“ sagte Taylor, dass sie sich auf dem Weg zur Arbeit in einem Flur kennenlernten. Das Paar war fast 20 Jahre lang verheiratet, bis Allwines im Jahr 2009 verstarb. Hätten sie sich (theoretisch) scheiden lassen und hätten die Trennung auch am Arbeitsplatz vollzogen, hätte der Produzent wenigstens einen Ersatz-Synchronsprecher einstellen und den Fans erklären müssen, warum die Stimme von Micky-Mouse oder Minnie-Mouse plötzlich eine andere ist. Ob das Comic- Paar dann immer noch erfolgreich gewesen wäre, darf bezweifelt werden.

Klä­ren Sie Ih­re Prä­mis­se der Zu­sam­men­ar­beit am Ar­beits­platz

Ist es Ihnen nicht möglich, den Arbeitgeber zu wechseln, wird sich mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht vermeiden lassen, dass Sie sich am Arbeitsplatz über den Weg laufen. Irgendwo und irgendwann werden Sie sich begegnen. Sie sollten für diesen Fall vorbereitet sein. Es gilt zu vermeiden, dass Sie von Ihren Gefühlen, welcher Art auch immer, überrascht und überrannt werden. Ihre Prämisse muss also so sein, dass Sie Ihren Ex-Partner oder Ihre Ex-Partnerin nicht mehr als Ihren Partner, sondern als Arbeitskollegen betrachten.

Hätten sich die Synchronsprecher von Micky- und Minnie-Mouse tatsächlich getrennt, hätten sie im Interesse des gemeinsamen beruflichen Erfolges eine Lösung finden müssen, wie sie ihre Zusammenarbeit nach der Trennung hätten gestalten können. Sie hätten vor der Aufgabe gestanden, den beruflichen Erfolg zur Prämisse ihrer Zusammenarbeit zu machen und alles andere unterzuordnen. Ob dies gelingt, ist eine Frage der eigenen Persönlichkeit und der Fähigkeit, die emotionale Ebene von einer sachlichen Ebene zu trennen. Manchen gelingt es, anderen gelingt es nicht.

Be­trach­ten Sie den/die Ex nur noch als Kol­le­gen

Ist Ihnen die Trennung bereits schwergefallen, stehen Sie sicherlich vor keiner leichten Aufgabe. Denken Sie jetzt nicht im Augenblick. Sehen Sie immer die Perspektive. Wenn Sie beim Zusammentreffen emotional explodieren, aggressiv oder gar beleidigend werden, bewegen Sie sich in einem wesentlich schlechteren Fahrwasser, als wenn Sie die Tatsache Ihrer Trennung ausklammern und mit dem Ex-Partner oder der Ex-Partnerin so umgehen, als würden Sie mit einem ganz normalen Kollegen umgehen. Sie werden diese Art des Umgangs nur realisieren können, wenn Sie sich frühzeitig und ganz bewusst darauf einstellen.

Spre­chen Sie über Ih­re Ar­beit, klam­mern Sie die Tren­nung aus

Sofern Sie im Betrieb aufeinandertreffen, sollte die Prämisse auch lauten, dass Sie nicht über Ihre Trennung, sondern nur über Ihre Arbeit reden. Klammern Sie alles aus, was privater und persönlicher Natur ist. Nur so vermeiden Sie, dass Ihr Gespräch emotional beeinträchtigt wird. Besprechen Sie Ihre Arbeit ausschließlich auf einer sachlichen Ebene, auch wenn es wahrscheinlich schwerfällt, emotionale Zwänge außen vor zu lassen. Tun Sie dies nicht, machen Sie sich und Ihre Entscheidungen angreifbar.

Igno­rie­ren Sie ein­an­der nicht

Laufen Sie sich im Betrieb über den Weg, sollten Sie den Ex oder die Ex auch nicht unbedingt ignorieren. Dies könnte provokativ wirken. Behandeln Sie den Ex so, wie jeden anderen Kollegen auch. Grüßen Sie einander. Bleiben Sie höflich. Vermeiden Sie unnötige Spannungen. Spionieren Sie dem/der Ex auch nicht hinterher. Ignorieren Sie beharrlich, wenn der Ex oder die Ex anderen Kollegen schöne Augen macht.

Spre­chen Sie mit Ih­rem Ar­beit­ge­ber

Haben Sie einen hoffentlich verständnisvollen Arbeitgeber, könnten Sie Ihr Problem vortragen. Vielleicht besteht die Option, dass Sie in eine andere Abteilung wechseln oder so eingesetzt werden, dass sich der Kontakt zum Ex so weit wie möglich vermeiden lässt. Diese Option ist vor allem dann sinnvoll, wenn Sie im Team miteinander arbeiten und sich die Zusammenarbeit auf das Team nachteilig auswirken würde.

Ähnlich ist es, wenn Sie auf unterschiedlichen Hierarchie-Ebenen arbeiten und Probleme hätten, sich dem Ex unterzuordnen oder ihm Anweisungen zu erteilen. Immerhin hat der Arbeitgeber eine Art Fürsorgepflicht und sollte im eigenen Interesse darauf Wert legen, dass Sie ungeachtet Ihrer trennungsbedingten Probleme ordentliche Arbeit leisten können. Bestenfalls eignet sich der Arbeitgeber oder Vorgesetzte auch als Vermittler und hilft, Lösungen zu finden.

Die ein­fachs­te, aber nicht un­be­dingt bes­te Lö­sung: Wech­seln Sie den Ar­beit­ge­ber

Treffen Sie am Arbeitsplatz fortlaufend auf den/die Ex, dürfte es schwierig sein, den Abstand zu schaffen, den Sie benötigen, um Ihre Trennung endgültig zu verarbeiten. In diesem Fall sollten Sie versuchen, den Arbeitgeber zu wechseln. Dies wäre eine arbeitsplatzmäßig vielleicht hindernisreiche, aber zumindest einfache Lösung im Hinblick auf Ihre Trennung. Möglicherweise genügt es aber auch, dass Sie einfach nur in eine andere Filiale oder in eine andere Schicht versetzt werden.

Soweit Sie oder Ihr Ex mit der Trennung nicht umgehen können und Sie sich am Arbeitsplatz fortlaufend Provokationen und Mobbing ausgesetzt sehen, wird sich langfristig keine bessere Lösung ergeben, als den Arbeitgeber zu wechseln. Vor allem dann, wenn Sie im Betrieb nicht auf der gleichen Ebene arbeiten, müssen Sie damit rechnen, dass der/die Ex jede Gelegenheit nutzt, Sie zu schikanieren, vor Kollegen bloßzustellen oder Ihnen Aufgaben zu übertragen, die andere nicht gerne übernehmen wollen. Sie riskieren, dass der/die Ex die schlechte Laune an Ihnen auslässt und Sie sich wie das fünfte Rad am Wagen fühlen.

Immerhin ist es so, dass erfahrungsgemäß gute zwei Drittel aller Paare erhebliche Schwierigkeiten haben, Ihre Trennung zu verarbeiten. Umso schwieriger dürfte dann die Situation sein, wenn man auch noch beruflich miteinander auskommen muss. Allein der Umstand, dass Sie Ihre Trennung nur verarbeiten können, wenn Sie den persönlichen Kontakt vermeiden, sollte Grund genug sein, dann auch den Arbeitgeber zu wechseln.

Al­les in al­lem

Nicht nur Ihre Trennung als Partner ist eine Herausforderung. Sie müssen auch eine Lösung dafür finden, wie Sie am Arbeitsplatz miteinander zurechtkommen. Wichtig ist jedenfalls, dass Sie einen Plan haben und nicht ausschließlich emotional und blind durch den Tag laufen. Überlassen Sie das Geschehen nicht Ihrer Laune oder dem Zufall.

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